Alte Menschen rundum versorgt
Das Klinikum Bad Hersfeld will seine Kapazitäten im Bereich der Geriatrie weiter ausbauen. Geplant sei eine sukzessive Aufstockung der Bettenzahl von derzeit 29 auf dann 40 Betten, erklärt der Ärztliche Direktor des Klinikums, Prof. Dr. Markus Horn. Weitere sieben Behandlungsplätze hat wie bisher die Tagesklinik.
Das Klinikum reagiere damit auf die Herausforderungen des demografischen Wandels und einer immer älter werdenden Gesellschaft. „Wir brauchen mehr Behandlungsplätze, denn der Bedarf bei den älteren Patienten steigt stetig“, sagt Prof. Horn. Immer häufiger würden inzwischen ältere Patienten direkt vom Hausarzt zu einer geriatrischen Rehabilitation eingewiesen, weil sie so hinfällig seien, dass sie sich daheim nicht mehr allein versorgen können. Oft sei dann auch die Familie mit der Versorgung überfordert. „Am besten ist deshalb eine Rehabilitations-Behandlung im Klinikum, damit sich der Gesundheitszustand nicht weiter verschlechtert“, erklärt Horn. Oberstes Ziel sei immer, den Patienten ein möglichst selbstständiges Leben in ihrem gewohnten Umfeld zu ermöglichen“, sagt Horn. Dazu bedürfe es aber eine besonderen medizinischen Betreuung.
„Geriatrie geht immer vom bio-psycho-sozialen also einem ganzheitlichen Krankheitsbild aus“, erklärt dazu Geriatrie-Abteilungsarzt Dr. Axel Saure. Bei der Behandlung müssten deshalb auch die Auswirkungen der Erkrankung auf das weitere Leben des Patienten wie etwa die Betreuung oder die Wohnsituation ausgerichtet werden.
„Wir machen bei jedem Patienten ein „geriatrisches Assessment“, bei dem alle Faktoren bewertet werden“, berichtet Saure. Dazu gehörten eine umfassende Untersuchung auf Vorerkrankungen wie etwa Depressionen, ein Gedächtnistest, aber auch Informationen über die Fähigkeiten, sich selbst zu versorgen, Essen, Kontinenz, soziale Situation“.
Auch die durchschnittliche Verweildauer der Patienten auf der Geriatrie ist mit rund 20 Tagen deutlich länger als ein normaler Krankenhausaufenthalt. „Rehabilitation braucht eben Zeit – auch Heilungszeit“, erklärt Saure. Deshalb arbeitet auf der Geriatrie ein etwa 40-köpfiges Team aus Ärzten, Pflegern, Ergotherapeuten und Krankengymnastik eng zusammen, um jeden Patienten möglichst individuell zu betreuen.
Das oberste Ziel fast aller ihrer oft hoch betagten Patienten sei es, sich weiterhin selbstständig versorgen zu können, erzählt Stationsleiterin Katia Brill. Der häufigste Wunsch sei daher, wieder allein laufen zu können. Das Behandlungsteam prüfe dann genau, was Patienten vor der Einweisung konnten, und was sie nach einer Behandlung wieder erreichen können. Im Laufe der Zeit entstünde so eine sehr enge Beziehung: „Wir kennen das Privatleben und auch die Angehörigen – das zeichnet die Geriatrie aus, denn bei uns haben die Pflegekräfte einen sehr direkten Bezug zu den Patienten“, sagt Katia Brill.
Das Schlaganfall-Risiko wächst weiter
Je älter unsere Gesellschaft wird, desto stärker wird auch die Zahl der Schlaganfall-Patienten zunehmen. Schon jetzt erleiden etwa 250 000 Menschen pro Jahr einen Schlaganfall, 3000 sind es allein in Osthessen.
„Ein Schlaganfall ist eine plötzlich auftretende Gehirn-Störung neurologischer Funktionen, die typischerweise schlagartig und aus völligem Wohlbefinden heraus eintritt“, erklärt der Neurologe Prof. Dr. Markus Horn. Durchblutungsstörungen eines Hirnabschnitts durch Verengung eines Gefäßes oder auch eine Hirnblutung durch das Zerreißen eines Gefäßes seien Auslöser für Schlafanfälle. In der Folge treten dann Lähmungserscheinungen, Motorik-Störungen, Taubheit, Sprach- oder Sehstörungen auf.
„Die meisten Schlaganfälle gehen ohne nennenswerte Kopfschmerzen einher“, warnt Horn. Ein Schlaganfall sei für die Betroffenen selbst oft nur schwer zu erkennen. „Deshalb ist die Sensibilisierung der Angehörigen wichtig, denn sie müssen dann schnell handeln.“ Denn ein Hirninfarkt geht viel schneller als Herzinfarkt. Während das Herz noch nach etwa 20 Minuten wiederbelebt werden kann, sterben im Hirn bereits nach drei bis fünf Minuten die Nervenzellen ab, erklärt Prof. Horn. Hinzu kommt, dass ein Herzinfarkt mit starken Schmerzen einher geht, wohingegen ein Hirninfarkt oft kaum spürbar ist. Obwohl der Schlag jeden treffen kann, steigt das Risiko mit zunehmendem Alter an, erläutert Horn, denn degenerative Gefäßerkrankungen treten bei älteren Menschen häufiger auf. Hinzu kämen andere Risikofaktoren wie etwa Bluthochdruck, Störungen im Fettstoffwechsel, Gefäßverschleiß und auch der Nikotinkonsum.
Auch deshalb sei ein Ausbau der geriatrischen Behandlungskapazitäten so wichtig. Allein im vergangenen Jahr wurden in der Geriatrie des Klinikums 110 Schlaganfall-Patienten rehabilitiert.
Bei der Behandlung von Schlaganfällen arbeiten die Kliniken in Osthessen eng zusammen und haben ein eigenes Netzwerk aufgebaut, um die Versorgung nach Schlaganfällen auch in der Fläche und in kleineren Krankenhäusern zu verbessern.
Außerdem setzt das Netzwerk auf Aufklärung und Sensibilisierung. Auch in diesem Jahr wird deshalb wieder der rote Londoner Doppeldeckerbus auf dem Bad Hersfelder Linggplatz halten, um dort Informationen über den Schlaganfall zu geben.
Der London-Bus ist am 5. Juni in der Zeit von 10.30 bis 16.00 Uhr auf dem Linggplatz und steht dort direkt vor dem Juweliergeschäft Laufer.