Bewegung macht glücklicher

Sport wirkt sich bei vielen psychischen Erkrankungen positiv aus und wirkt ähnlich wie ein Medikament
Bewegung und Sport dienen nicht nur der körperlichen Fitness, sondern beeinflussen den Menschen auch  psychisch. Bei der Behandlung psychisch Kranker kann Bewegung einen wertvollen Beitrag leisten und ähnlich wie  ein Medikament wirken. Bei sportlicher Betätigung sollte das Erlebnis im Vordergrund stehen, sagt Professor Dr. Gerald Schiller. Er ist Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum in Bad Hersfeld. Seine Empfehlung: Die Bewegung soll Freude bereiten. Sport steigert das Wohlbefinden, erhöht die Kontaktfreudigkeit und stärkt den Lebenswillen.

Bei welchen psychischen Beschwerden können Bewegung und sportliche Betätigung helfen?
Hier sind Depressionen und Angststörungen, Abhängigkeitserkrankungen, Schizophrenie zu nennen. Aber auch bei Demenzen wie Alzheimer kann Bewegung hilfreich sein.

Welche Form von Bewegung ist geeignet?
Es geht nicht darum, einmal mit dem Hund Gassi zu gehen. Die besten Effekte erzielt man mit Ausdauersportarten wie Joggen, Nordic Walking, Ski-Langlauf, Radfahren und Schwimmen – täglich, mindestens aber drei bis viermal  pro Woche eine halbe Stunde.

Was passiert bei Bewegung im Körper, das auf die Psyche Einfluss nimmt?
Einfach gesagt, kommen die Botenstoffe im Gehirn, die sogenannten Neurotransmitter, bei psychisch Erkrankten wieder mehr ins Gleichgewicht. Die oft als Glückshormone bezeichneten Endorphine Serotonin und Dopamin steigen an.

Wie wirkt Sport auf die Psyche?
Bewegung steigert das Vertrauen in die eigenen Körperfunktionen, lenkt von depressiv-ängstlichen Grübeleien ab,  dient dem intensiven Naturerleben, der nonverbalen Kommunikation (als Vorstufe der verbalen) und verhilft zum  Gemeinschaftserlebnis in der Gruppe.

Hilft Sport allein bei psychischen Erkrankungen?
Nein, es ist eine Therapie neben mehreren, aber eine sehr wirksame.

Woran kann man ablesen, dass Bewegung tatsächlich hilft?
Die Patienten merken das selbst, es gibt zudem Testverfahren wie Angst- und Depressions-Skalen. Bei  Suchtkranken zum Beispiel bedingt der Mangel an Endorphinen Antriebsmangel und Depressivität. Sportliche  Aktivität kurbelt die körpereigene Endorphinproduktion, also das Belohnungssystem, an. Das ist eine gute  Grundlage für weitere therapeutische Schritte.

Wie ist es bei Depression und Angststörungen?
Bei Patienten mit mittelschwerer Depression hat eine Studie von Greist ergeben, dass die Therapieergebnisse nach drei Monaten drei bis viermal pro Woche 60 Minuten Laufprogramm denen der psychotherapeutisch  behandelten Patienten glichen. Auch Angstsymptome bessern sich durch Training. Bei Schizophrenie zeigten sich  ebenfalls positive Auswirkungen.

Vielen ist noch der Profifußballer Robert Enke von Hannover 96 im Gedächtnis. Obwohl er sicher keinen  Bewegungsmangel hatte, nahm er sich infolge von Depressionen das Leben.
Sport allein reicht nicht aus, wenn jemand psychisch erkrankt ist. Es bedarf immer einer multimodalen Therapie:  Dazu gehören Psychotherapie, Sozio- und Ergotherapie und Medikamente. Robert Enke hatte wohl eine schwere  Depression. Der Sport war für ihn sicher nicht nachteilig, aber Sport alleine reicht auch nicht aus.

Zur Person

GERALD SCHILLER ist 58 Jahre alt. Geboren wurde er bei Nürnberg, Medizin studierte er in Erlangen. Nach  Stationen in Regensburg und Ingolstadt ging er an das Vitos-Waldkrankenhaus Köppern bei Frankfurt, wo er später  Ärztlicher Direktor wurde. Seit Herbst 2011 ist Schiller am Klinikum in Bad Hersfeld tätig. Er ist Facharzt für  Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie, Geriatrie und Sportmedizin und hat eine Professur an der Fresenius-Hochschule Idstein sowie einen Lehrauftrag an der Uni Gießen. Er ist Reserveoffizier und Oberfeldarzt, in seiner  Freizeit treibt er gerne Sport und singt. Schiller hat eine 18-jährige Tochter.

pdf Zeitungsartikel aus der HZ vom 08.01.2014

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Psychiatrie


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