Blut im Stuhl ist ein Alarmsignal
Am Klinikum Bad Hersfeld gibt es ein neues Darmkrebszentrum für den Kreis Hersfeld-Rotenburg. Was genau das bedeutet, erklären Prof. Dr. Jürgen Lohmeyer, Chefarzt für Internistische Onkologie, Gastroenterologie und Palliativmedizin, und PD Dr. Peter Vogel, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie.
Was versteht man unter einem zertifizierten Darmkrebszentrum?
Bei dem Begriff Darmkrebszentrum muss man unterscheiden. Es gibt verschiedene Arten von Darmkrebszentren oder Darmzentren, je nachdem wie anspruchsvoll und umfassend die Leistungsfähigkeit ist. Das ist für Laien oftmals schwer durchschaubar. Auch bei den geprüften Darmkrebszentren gibt es je nach Leistungsfähigkeit Unterschiede. Das Darmkrebszentrum Hersfeld-Rotenburg erfüllt die Vorgaben der Deutschen Krebsgesellschaft, die die mit Abstand höchsten Anforderungen stellt und die umfassendste Versorgungsqualität sicher stellt.
Was ist das Neue daran, denn Darmkrebs wurde doch schon früher am Klinikum Bad Hersfeld behandelt, wobei viele Fachrichtungen zusammenwirkten?
Das Klinikum Bad Hersfeld verfügt über viele Fachrichtungen an einem Ort. Was die spezialisierte Behandlung des Darmkrebs betrifft, sind dies zunächst die Viszeralchirurgie, die Onkologie, die Strahlentherapie und die Gastroenterologie. Hinzu kommt die Radiologie, die nicht nur Röntgenaufnahmen macht, sondern zum Beispiel auch Kernspinuntersuchungen nach ganz bestimmten wissenschaftlichen Vorgaben beim Mastdarmkrebs durchführen muss und in speziellen Situationen in die Behandlung selbst eingreifen können muss. Dies ist nur an großen Krankenhäusern möglich.
Gibt es weitere Spezialisten, die einbezogen werden?
Hinzu kommen auch spezialisierte Leistungen wie die Stomatherapie und die Psychoonklogie. Auch hierfür stehen den Patienten am Klinikum speziell ausgebildete Mitarbeiter zur Verfügung. Nicht zuletzt wird den Patienten jetzt auch die Teilnahme an wissenschaftlichen Studien und damit die Teilhabe an neuesten Therapieformen ermöglicht.
Überall wird sehr viel über Darmkrebs informiert und vor allem für die Vorsorgeuntersuchungen geworben. Reicht das aus oder muss man noch mehr informieren?
Werbung ist hier vielleicht das falsche Wort. Es geht ja darum, dass Menschen optimal geholfen werden kann und muss. Dafür braucht man sicher nicht werben. Das bessere Wort ist „informieren“. Immerhin erkranken jedes Jahr fast 70 000 Menschen neu an Darmkrebs und es sterben jedes Jahr etwa 25 000 Menschen an Darmkrebs. Da ist die Vorsorge natürlich wichtig, zumal man die Krebsvorstufen mit einer Darmspiegelung gut erkennen und dann auch oft im Rahmen einer Darmspiegelung entfernen kann. Dann kommt es gar nicht zum Darmkrebs.
Ab welchem Alter sollte man zur Vorsorgeuntersuchung gehen, und wer zahlt dafür?
Weil man die Vorstufen des Darmkrebses bei einer Spiegelung entfernen kann, bezahlen die Krankenkassen Darmspiegelungen als Vorsorgeuntersuchung ab dem 51. Lebensjahr. Vorsorgeuntersuchung bedeutet, dass eine Darmspiegelung auch ohne Vorliegen von Beschwerden durchgeführt wird.
Welche Alarmsignale des Körpers gibt es?
Das bedeutsamste Alarmsignal ist Blut auf dem Stuhl oder am Papier. Oft werden Hämorrhoiden dafür verantwortlich gemacht. Davon darf man sich aber nicht ablenken lassen. Bemerkt man Blut auf dem Stuhl, muss auf jeden Fall eine Darmspiegelung durchgeführt werden. Die Darmspiegelung ist übrigens auch viel empfindlicher und genauer als die Untersuchungen mit den sogenannten „Briefchen“, also den Blutteststreifen. Darüber hinaus können auch mehr oder weniger plötzliche Veränderungen der Stuhlgewohnheiten (Menge, Häufigkeit) auf Darmtumore hinweisen, vor allem, wenn man älter ist.
Kann man Darmkrebs durch eine gesunde Ernährungsweise vorbeugen, und wenn ja, was sollte man essen und was nicht?
Man sollte sich ballaststoffreich ernähren, wenig rotes Fleisch und auch Fett essen.
Am 8. Oktober veranstaltet das Klinikum im „wortreich“ in Bad Hersfeld ab 10 Uhr einen Aktionstag Darm. An wen richtet sich diese Veranstaltung, was erwartet die Besucher?
Die Veranstaltung richtet sich an die Bevölkerung, also an interessierte Laien, und an Ärztinnen und Ärzte. Es werden sowohl Vorträge geboten als auch Gesprächsforen, in denen man einzelne Fragen stellen und mit den Experten ins Gespräch kommen kann. Auch Krankenkassen beteiligen sich. Insgesamt wird die Veranstaltung zeigen, dass für die Bevölkerung des Kreises jetzt ein hochspezialisiertes und gleichzeitig äußerst umfangreiches Angebot für die Behandlung des Darmkrebs an einem Haus besteht. (kai)
Zur Person
DR. PETER VOGEL
wurde 1957 in Hamburg geboren. Er hat in Aachen Medizin studiert und seine Facharztausbildung an der Uni-Klinik in Regensburg absolviert. Er ist Facharzt für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie und ist Spezialist für minimalinvasive Chirurgie.
PROF. DR. JÜRGEN LOHMEYER (63)
wurde in Jena geboren. Er ist seit Mai Chefarzt für Innere Medizin und Onkologie am Klinikum in Bad Hersfeld. Lohmeyer kommt vom Universitätsklinikum Gießen-Marburg (UKGM). Er ist Facharzt für Hämatologie und internistische Onkologie. (kai)