Ein Loch im Herzen führt bei Daniel Mütze zu Herzrhythmusstörungen

Dies ist auch für Prof. Dr. Holger Nef, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Herz-Kreislauf-Zentrum Rotenburg, kein alltäglicher Fall: In der Vorhofscheidewand von Daniel Mütze ist ein 31mm großes Loch. Überwiesen worden war der 35-Jährige von seinem Hausarzt ursprünglich mit Herzrhythmusstörungen und zum Ausschluss eines Thrombus, also einem Blutgerinnsel in einem der Gefäße oder dem Herz selbst. „Die Symptome und die Rhythmusstörung waren natürlich auf das Loch zurückzuführen. Dass das jetzt entdeckt wurde, ist für Herrn Mütze eine glückliche Fügung“, so Nef weiter.

Im März 2023 bemerkt Daniel Mütze bei sich selbst die Herzrhythmusstörungen und sucht unmittelbar seinen Hausarzt in Frankenberg auf. Dieser erkennt die Symptome, führt ein EKG durch und überweist ihn ins örtliche Krankenhaus. „Ich weiß noch relativ genau, wie mein Hausarzt mir sagte, dass ich nur ein paar Tabletten bekommen würde und vermutlich einen Moment lang überwacht werden müsste“, erinnert sich Mütze. Die Ärzte vor Ort untersuchen den 35-Jährigen und machen eine zusätzliche Entdeckung: In seiner Vorhofscheidewand befindet sich ein 31mm großes Loch. „Man erklärte mir, dass dies bereits seit meiner Geburt an so ist und es nahezu wunderlich ist, dass es bisher noch nicht aufgefallen ist“, so Mütze. Das Kardiologen-Team empfiehlt ihm entsprechend einen chirurgischen Eingriff – bestenfalls in einer kardiologischen Fachklinik. Mütze, der sich im Bekanntenkreis und im Internet über Kliniken erkundigte, wurde das Rotenburger HKZ mehrfach empfohlen, sodass seine Entscheidung auf das Team am HKZ fiel.

„Ein Loch in der Größe sieht man bei einem erwachsenen Mann tatsächlich nur selten. In den allermeisten Fällen wird dies im Rahmen eines Fehlbildungsultraschalls noch während der Schwangerschaft erkannt und falls erforderlich im Kleinkindalter operativ versorgt“, erklärt Holger Nef. Warum es im Falle von Daniel Mütze rund 35 Jahre unbemerkt blieb, könne man nur mutmaßen. Mütze selbst hat sich selbst nie als sportlichen Menschen angesehen und erinnert sich, im Vergleich zu Klassenkameraden immer etwas ruhiger gemacht zu haben: „Vielleicht habe ich mich da unbewusst schon an das Problem angepasst“. Davon geht auch Nef aus, der betont, dass man eine angeborene Andersartigkeit nur selten als „Veränderung“ bemerke: „Vermutlich hat Herr Mütze schon immer eine leichte Leistungseinschränkung oder bekommt bei sportlicher Betätigung schlechter Luft. Für ihn war dieser Zustand allerdings einfach normal“. Dass das Loch in seinem Herzen in dem jungen Alter aufgefallen ist, ist ein Glücksfall. In ein paar Jahren hätte sich die Überlastung hier womöglich zu einer Rhythmusstörung oder Herzschwäche ausgewirkt.

Zu den ersten Untersuchungen von Mützes Aufenthalt gehören das bekannte EKG, eine TEE (Schluckecho) und die Koronarangiographie, bei der mittels Kontrastmittel die feinen Herzkranzgefäße und mögliche Engstellen sichtbar werden. Dazu Oberarzt Dr. Bernd Abt: „Danach folgte tatsächlich ein lebhaftes Gespräch in unserem Ärzteteam darüber, wie wir das Loch verschließen würden. Nicht nur die Lage, sondern auch die Größe waren hier entscheidende Faktoren. Da das Loch eine gewisse Größe hat, befindet sich darum entsprechend weniger Gewebe, um das einzusetzende Metallgeflecht zu befestigen.“ Selbstverständlich wurde auch der Patient selbst in die Überlegung einbezogen, ob das Loch über einen Katheter oder chirurgischen Eingriff geschlossen werden solle. „Die Ärzte erklärten mir, dass es natürlich möglich ist, es erst einmal über einen Katheter zu versuchen. Sollte dies nicht funktionieren, sei ein chirurgischer Eingriff immer noch möglich und ich hätte lediglich einen kleinen Einschnitt in der Leistengegend. Das hat mich überzeugt und ich habe dem Vorhaben so zugestimmt“, so Mütze.

Tatsächlich dauert der Eingriff nur knapp weniger als eine Viertelstunde und verläuft nach Plan: Über einen Katheter in der Leistengegend kann das kardiologische Team das Loch verschließen. Währenddessen befindet sich Daniel Mütze durch Beruhigungsmittel abgeschirmt im Reich der Träume. „So konnten Ablauf und Erfolg des interventionellen Verschlusses durch das Schluckecho (TEE) während des Eingriffes überwacht werden“, so Abt. Entsprechend verbleibt Daniel Mütze den Tag nach dem Eingriff zum Ausschlafen auf der Überwachungseinheit und erholt sich vor allem von der Vollnarkose: „Ich hatte nach dem Eingriff keine sonderlichen Probleme; ich habe nur die Beruhigungsmittel ausgeschlafen.“

Wie den meisten seiner Patienten empfiehlt Abt dem 35-Jähringen eine Reha – am besten natürlich ebenfalls am HKZ. „Ich habe mich während des gesamten Aufenthalts wirklich sehr wohl gefühlt, sodass ich mir auch die Reha am HKZ gut vorstellen konnte“, erzählt Mütze, der zwei Wochen nach seiner Entlassung die 3-wöchige stationäre Reha angetreten ist. Hier, so berichtet er, habe er neben dem sportlichen Aspekt auch Zeit und Begleitung bei der Reflektion des Erlebten gehabt. Aktuell befindet sich der Fachkaufmann für Handwerkswirtschaft in der Wiedereingliederung im Dachdeckerbetrieb, in dem er im Büro tätig ist. Außerdem nimmt er weiterhin Medikamente und wird von seinen Fachärzten dahingehend überwacht, dass das eingebrachte Material gut mit seiner Umgebung zusammenwächst.