Endlich schmerzgelindert
Heute geht Hanna Kann aus Homberg (Efze) monatlich in die Schmerzstation am Klinikum Bad Hersfeld. Sie erhält dort, während sie gemeinsam mit anderen Patienten in einem freundlichen Zimmer sitzt, Infusionen gegen ihre Schmerzen. Die Empfehlung hatte sie von ihrem niedergelassenen Orthopäden erhalten. „Die monatlichen Infusionen ermöglichen mir heute ein ganz anderes Leben als noch vorher“, so die 66-Jährige. Zu ihrer Therapie gehört allerdings auch eine Routine in gymnastischen Übungen, Reha-Sport und Krankengymnastik.
Seit über 20 Jahren hat die heute 66 Jahre alte Hanna Kann immer wieder Schmerzen im Nacken- und Rückenbereich. In 2020 kommen schließlich ein Bandscheibenvorfall und eine Spinalkanalstenose im Lendenwirbelbereich hinzu. „Bei dieser OP ist eines der möglichen Risiken eingetreten und es kam zu einem Hirnwasserverlust. Die Folgen waren erneut starke Kopfschmerzen, die sich als Nacken- und Rückenschmerzen ausgestrahlt haben“, berichtet Kann. Entsprechend musste Hanna Kann noch einmal operiert werden. Später hatte sich ein Wirbel der Halswirbelsäule verschoben. Dazu Dr. Erika Köhalmi: „Wenn der Wirbel nicht dort sitzt, wo er hingehört, ist das für die umliegenden Muskeln und Nerven natürlich eine Reizung und die Muskeln verspannen sich. Das löst Schmerzen aus.“
Doch auch nach der zweiten Operation und der anschließenden Reha treten weiterhin Kopfschmerzen auf. „Wer Migräne oder regelmäßig Kopfschmerzen hat, der weiß, wie schnell sich diese in starke Nacken- und Rückenschmerzen entwickeln können“, weiß Hanna Kann nun aus eigener Erfahrung.
In der Winterzeit 2022 stellt sie sich schließlich auf Empfehlung ihres behandelnden Orthopäden in der Schmerzstation von Dr. Erika Köhalmi am Klinikum Bad Hersfeld vor. Diese wurde bereits vor einem Jahrzehnt gegründet und besteht aus einem erfahrenen Team von Anästhesisten, Therapeuten, Psychotherapeuten und Pflegefachkräften, die teilweise seit 2006 in diesem Bereich tätig sind. In der Ambulanten Sprechstunde nimmt die Anästhesistin und Schmerztherapeutin sich rund eine Stunde für das Erstgespräch mit ihren Patienten Zeit. „Unsere Schmerztherapie verfolgt einen multimodalen Ansatz. Das heißt, dass wir den Patientinnen und Patienten verschiedene Möglichkeiten vorstellen, um ihre chronischen Schmerzen zu lindern. Dazu müssen wir gemeinsam im Gespräch herausfinden, woher der Schmerz kommt und welcher Weg sich am besten in das Leben des Patienten integrieren lässt“, so Köhalmi, die seit 1990 am Klinikum tätig ist. Für Hanna Kann heißt dies zum einen regelmäßige Infusionen. Dazu ist sie mehrmals im Jahr für jeweils 90 Minuten an eine Infusion angeschlossen, über die sie entsprechende Medikamente erhält. Diese Zeit nutzt sie gern zum Gespräch mit anderen Patienten und dem Team der Klinik: „Ich gehe tatsächlich gerne dorthin. Der Austausch mit anderen Patienten ist sehr wertvoll und ich kann mit den Ärzten und Pflegefachkräften auch immer wieder meinen Zustand besprechen. Die Atmosphäre ist sehr gemütlich.“
Im Gespräch betont die ehemalige Erzieherin, dass man als Patient offen für die verschiedenen Therapiemöglichkeiten sein muss: „Das Team nimmt sich sehr viel Zeit und die Beschwerden ihrer Patienten ernst. Sie haben mir eine Reihe von Übungen gezeigt, die ich nun zu Hause regelmäßig durchführe. Das ist ein wichtiger Bestandteil meines Therapieplans.“ Dem stimmt ihre behandelnde Ärztin zu und erklärt, dass Hanna Kann es geschafft habe, selbst Ressourcen zur Schmerzmodulation freizuschalten – über Selbstfürsorge und auch Selbstakzeptanz. Das Team am Klinikum bietet dazu unter anderem Physiotherapie, Psychotherapie, Rückentraining, Körperwahrnehmung, gemeinsames Nordic Walking und vor allem auch Gesprächsrunden an.
Die Veränderungen an der Halswirbelsäule der Rentnerin sind bis heute vorhanden – sie werden bleiben. Dennoch ist Hanna Kann nun nahezu schmerzfrei und nicht mehr auf Tabletten angewiesen. Mit einem Lächeln erzählt sie: „Ich hatte früher Angst davor, in den Urlaub zu fahren, weil ich nicht wusste, ob ich durch die Reise vielleicht wieder starke Schmerzen bekommen würde. Heute kann ich das sorgenfrei machen. Das ist ein riesen Stück Lebensqualität.“ Damit empfiehlt sie anderen, ebenfalls die verschiedenen Angebote der Schmerzmodulation wahrzunehmen und so sich selbst und seinen Körper besser kennenzulernen, zu verstehen und wieder schmerzgelindert durchs Leben zu gehen.