HKZ erweitert sein medizinisches Angebot
Das Rotenburger Herz- und Kreislaufzentrum (HKZ) hat vom Land Hessen einen Versorgungsauftrag für Pneumologie (Lungenheilkunde), Angiologie (Gefäßmedizin) und Gefäßchirurgie erhalten. Damit können an diesem Standort des Klinikums Hersfeld-Rotenburg zusätzliche Leistungen angeboten und bei gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet werden.
„Ein Ritterschlag“ sei das für das HKZ, sagte Professor Friedrich Grimminger, Sprecher des Klinikverbundes. Das Klinikum arbeitet seit Jahresbeginn eng mit dem Uni-Klinikum Gießen-Marburg und der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim zusammen. Professionelle Strukturen wie diese seien einer der Gründe für eine gestiegene Lebenserwartung, sagte er.
Den Bescheid übergab am Dienstag Jochen Metzner, Referatsleiter Krankenhausversorgung im hessischen Sozialministerium. Er lobte die seit wenigen Monaten bestehende Kooperation. „Die Verbundbildung fördert gleichzeitig Wirtschaftlichkeit und Qualität“, sagte er. Patientenversorgung und Standorterhaltung seien speziell in Rotenburg optimal umgesetzt worden. Er selbst würde es begrüßen, wenn sich auch das Kreiskrankenhaus in Rotenburg dem Verbund anschließen würde. Auch dort gibt es einen Versorgungsauftrag für Pneumologie. Dessen Geschäftsführer Ulrich Hornstein sieht einer verschärften Konkurrenzsituation entlassen entgegen. „Wir sind ein kleines, aber feines Haus mit steigenden Fallzahlen in einer etablierten Pneumologie“, sagte er auf Anfrage, betonte jedoch auch, dass es eine für ihn gefühlte negative politische Stimmung gegen das Kreiskrankenhaus gebe, seit der Träger, die Diakonie, der Fusion mit dem Klinikum eine Absage erteilt habe. Momentan gebe es auch keine weiteren Bestrebungen in diese Richtung. „Wir sehen momentan darin keine Vorteile“, so Hornstein, der aber auch klarstellt: „Man sollte niemals nie sagen.“
Ein Zug mit drei Lokomotiven
Er mag sich in vielen Bereichen gut auskennen, doch Understatement ist nicht gerade das Fachgebiet von Friedrich Grimminger, dem Sprecher des Zentrums für Cardiopulmonale Medizin (CPM), dessen Teil das Klinikum Hersfeld-Rotenburg ist. „Wir wollen mit unserem Verbund hier weg vom Provinzialismus hin zum Regionalismus und weiter zum Internationalismus“, formuliert der Pneumologe. Der Verbund sei für ihn ein Zug mit drei Lokomotiven, wobei das HKZ die Frontlok sei und somit auch den internationalen Wettbewerb verdient habe. Etwas moderater formulierte Landrat Dr. Michael Koch den Entwicklungsstand, griff aber auch auf die Verkehrsmittelallegorie zurück. „Unser Tanker ist viele Jahre immer in die gleiche Richtung gefahren und hat jetzt den richtigen Kurs eingeschlagen. Dennoch sind wir noch nicht da, wo ich hin will“, sagte Koch und formulierte als Ziel erneut, dauerhaft schwarze Zahlen schreiben zu wollen.
Noch immer sind am HKZ, besonders in der Pneumologie, offene Stellen zu besetzen. Ein Oberarzt fehle noch, Assistenten gleich mehrere, sagte Grimminger. Der Mangel an Fachkräften sei aber kein explizit ländliches Problem, auch in Metropolen seien Ärzte mit entsprechender Ausbildung gefragt. Er selbst führe derzeit aber viele Anstellungsgespräche: „Seit hier eine Uni mit auf dem Briefkopf steht, bekommen wir wieder mehr Anfragen, während man bislang gezielt auf Menschen zugehen musste.“ So wie auf Professor Dr. Ulrich Wagner, Chefarzt der Pneumologie. „Ich habe keine Minute gezögert, hier anzufangen“, sagte er. Wagner gehört zu den vielen neuen Gesichtern am HKZ. Bis auf Professor Dr. Ardawan Rastan sind seit der Fusion mit dem Bad Hersfelder Klinikum vor 13 Monaten alle Chefarztposten neu besetzt worden.
Konkurrenz auf engem Raum
Über die Neuausrichtung sei er uneingeschränkt froh, so Landrat Koch. „Hätten wir einfach nur ein paar Abläufe geändert, hätten wir nicht überlebt“, erklärte er beim Pressegespräch am Dienstag und erntete damit ein „Keine Chance!“ von Grimminger. Was eine mögliche Aufnahme des Kreiskrankenhauses in den Verbund angeht, sieht Koch den Handlungsbedarf bei der Diakonie: „Ich bin aber davon überzeugt, dass die Zeit kommen wird. Der Gedanke ist sicherlich nicht vollkommen absurd.“ Auch Klinikums-Geschäftsführer Martin Ködding bezeichnete eine Konkurrenzsituation auf so engem Raum als „sinnlos“.
Neue Betriebsleitung am HKZ
Das Chefarztgremium am Rotenburger Herz- und Kreislaufzentrum hat den Kardiologie-Chefarzt Professor Dr. Ardawan Rastan (links) zum Ärztlichen Direktor gewählt. Sein Stellvertreter ist Dr. Reinhard Funck (Zweiter von rechts). Beide Posten sind die Voraussetzung für eine Betriebsleitung ,die mit der pflegerischen Leitung Steffi Lehmann (rechts) und dem Standortverantwortlichen Hartwick Oswald (Zweiter von links) komplettiert wird. Das Gremium hat die Aufgabe, gemeinsam das Unternehmen zu steuern. Weil Rastan und Funck an beiden Klinik-Standorten im Kreis arbeiten, nannte Landrat Dr. Michael Koch die Wahl „ein gutes Zeichen“. Das Klinikum wachse weiter zusammen, wobei beide Standorte auf Augenhöhe bleiben sollten.
Hintergrund
Das ist der Klinikverbund
Hinter dem sperrigen Namen Zentrum für Cardiopulmonale Medizin – kurz CPM – verbirgt sich der Zusammenschluss der drei Standorte Hersfeld-Rotenburg (HKZ und Klinikum), Gießen/Marburg (Uni-Klinikum) und Bad Nauheim (Kerckhoff-Klinik). Geführt wird es standortübergreifend von fünf Medizinern. Ziel ist es, Kompetenzen zu bündeln und so international wettbewerbsfähig zu sein. Zentraler Bestandteil an allen Standorten ist eine enge Zusammenarbeit von Pneumologie (Lungenheilkunde) und Kardiologie (Herzmedizin), deren Krankheitsbilder oft eng verknüpft sind. Profitieren wollen alle Beteiligten auch vom Austausch von Personal. (lad)