Hörgerät oder Implantat – warum der Patient der Entscheider ist

Nach rund zwei Pandemie-Jahren lud das Klinikum Bad Hersfeld vergangene Woche erstmals wieder zu einem Fachvortrag in das Romantik Hotel Zum Stern am Hersfelder Marktplatz ein. Dazu begrüßte die HNO-Abteilung rund um Chefarzt Prof. Dr. Peter Issing dessen Frankfurter Kollegen Prof. Dr. Timo Stöver, Direktor für HNO-Heilkunde am Universitätsklinikum.

Mit Abstand, Maske und mittlerweile geübter Vorsicht kamen rund 50 niedergelassene HNO-Ärzte und Akustiker der Region zusammen. Im Fokus des Abends die zentrale Frage: Ab wann versorge ich meinen Patienten mit einem der verschiedenen Hörimplantate anstelle eines Hörgeräts? Dazu widmete sich Referent Prof. Dr. Timo Stöver vom Universitätsklinikum Frankfurt den vorliegenden Methoden, um Menschen wieder zu einem besseren Hören zu verhelfen. „Sowohl bei mir als Mediziner als auch dem Patienten, der vor mir sitzt, liegt eine Schwelle vor einem Implantat vor, denn dabei handelt es sich um eine Operation mit einem gewissen Risiko, auch wenn dies nicht hoch ist“, spricht Stöver die Bedenken seiner Kollegen offen aus. Dabei betont Stöver einen wichtigen Gedanken: Es geht von Beginn der Behandlung an darum, dem Patienten die für ihn beste Lösung zu empfehlen. Dies könne ein Hörgerät, aber auch frühzeitig das Einsetzen eines Implantates sein.

Eine wichtige Rolle in der Implantat-Versorgung nimmt an diesem Abend das Cochlea-Implantat ein. Prof. Issing und sein Team am Hersfelder Klinikum behandeln im Schnitt einen Patienten pro Woche mit der Hörprothese. Stöver, der selbst regelmäßig Schwerhörige versorgt, rät hier seinen Fachkollegen zu entsprechendem Mut, ihre Patienten frühzeitig über das Cochlea-Implantat aufzuklären: „Der zentrale Faktor der Schwerhörigkeit ist die Auswirkung auf die Spracherkennung. Ein Patient, der über einen längeren Zeitraum hinweg Sprache nur wenig bis kaum versteht, nimmt sich aus seinem sozialen Leben raus. Je länger dieser Zeitraum ist, desto mehr vergisst das Gehirn – desto mehr muss auch wieder aufgearbeitet werden.“ Mit einher geht so die klare Empfehlung: Schicken Sie potenzielle Kandidaten in entsprechend spezialisierte Kliniken und prüfen Sie, ob Ihr Patient für die Behandlung in Frage kommt.

Dass Stöver, der bereits sein Praktisches Jahr in den 90er Jahren an der Medizinischen Hochschule Hannover – der ehemaligen Arbeitsstelle von Issing -  absolvierte, gerne die Reise nach Osthessen antritt, liegt auch an seiner Ansicht zu spezialisierten Kliniken: „Die Operation selbst ist nur ein Baustein der Versorgung. Hier am Klinikum weiß ich aus eigener Erfahrung, dass auch die Vor- und Nachbereitung sowie wenn notwendig die lebenslange Begleitung eines Patienten auf ganz hohem Niveau gegeben ist.“