Klinikum Hersfeld-Rotenburg – Strategie im Wandel
Das „Klinikum Hersfeld-Rotenburg“ mit den Kliniken und Medizinischen Versorgungszentren in Bad Hersfeld, Rotenburg und Bebra ist mittlerweile eine der 10 größten Gesundheitseinrichtungen in Hessen. Über 3.000 Beschäftigte kümmern sich um das Wohl der Patientinnen und Patienten. Mit einem Jahresumsatz von insgesamt 200 Mio. Euro entsteht eine enorme Kaufkraft in der Region; mit diesem Unternehmen ist der Landkreis attraktiv für junge Menschen, die auf den Arbeitsmarkt kommen, für Menschen, die einen sicheren und interessanten Beruf suchen und natürlich auch für Menschen, die bei Bedarf eine umfassende medizinische Versorgung vorfinden wollen.
Medizin, Pflege und noch viel mehr
Das Klinikum Hersfeld-Rotenburg ist zudem der größte Ausbildungsbetrieb im Dienstleistungssektor des Landkreises: Das Institut für Gesundheitsberufe bildet über 150 junge Menschen, vornehmlich aus der Region, in den unterschiedlichsten Berufen aus. Die Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt sowie die Integration von behinderten Kindern und Jugendlichen in Regelschulen oder Kindergärten ist eine Selbstverpflichtung und wird mit dem Anspruch auf „soziale Rendite“ für die Menschen im Landkreis erbracht. Über 20 fachärztliche Kassensitze wurden durch das MVZ für die ambulante Versorgung erhalten, der häusliche Pflegedienst und die Palliativabteilung leisten wichtige und von den Betroffenen hochgeschätzte Dienste. Der Konzern bildet die gesamte Breite des Arbeitnehmerspektrums ab. Hier arbeiten neben 300 Ärzten und 1000 Pflegekräften, Apotheker, medizinisch-technisches Personal, Ingenieure, Handwerker unterschiedlichster Prägung bis hin zu Logistik-, Verwaltungs- und Versorgungsmitarbeitern.
Universitäres Niveau durch Kooperation
Das Klinikum Hersfeld-Rotenburg bringt durch die Kooperation mit den Unikliniken Gießen und Marburg sowie der Kerckhoffklinik universitäre Spitzenmedizin in die ländliche Region. Davon profitieren die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Hersfeld-Rotenburg in der gesamten osthessischen Region; ein wichtiger Beitrag zur Daseinsvorsorge. Und dies macht sie attraktiv für neue Bürger, die hier ihren Lebensmittelpunkt finden wollen.
Kommunal heißt auch zukunftssicher
All das setzt einen politischen Willen voraus, Gesundheitsversorgung als Daseinsvorsorge zu verstehen und nicht als Renditeobjekt für Investoren und Aktionäre. Erzielte Gewinne bleiben im Unternehmen und werden für die Weiterentwicklung investiert. Dies ist auch notwendig, denn die Gesundheitswirtschaft ist im steten Wandel. Der Träger des Klinikums - der Landkreis Hersfeld-Rotenburg - und die Verantwortlichen des Klinikums müssen wie auch in den vergangenen Jahrzehnten ihre Entscheidungen stets so treffen, dass das große Gesundheitsunternehmen seine vielfältigen Aufgaben auch in 5, 10 und 20 Jahren ebenso gut wie heute erfüllen kann. Das erfordert eine sorgfältige Analyse der aktuellen Situation, eine differenzierte Auseinandersetzung mit den künftig zu erwartenden Entwicklungen und auch eine entsprechende Abstimmung mit dem Hessischen Sozialministerium und mit den Krankenkassen. Auch die finanziellen Rahmenbedingungen müssen stimmen. Die Integration des HKZ in das kommunale Unternehmen sichert Arbeitsplätze, rundet die medizinische Versorgung ab und schafft völlig neue Perspektiven zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit Universitäten. Die Verlagerung der Orthopädie in das HKZ sichert langfristig die Erhaltung dieser bundesweit anerkannten Klinik im Landkreis ab.
Zukunft zu gestalten heißt auch Verantwortung für Veränderungen zu übernehmen!
Veränderungen in der öffentlichen Diskussion
Von den notwendigen Veränderungen steht aktuell die Verlagerung der Orthopädie als eine von vielen Anpassungsmaßnahmen im Vordergrund der öffentlichen Diskussion. Die Geschäftsführung des Klinikums hat in den vergangenen Monaten in sehr vielen Gesprächen die Pläne zur Weiterentwicklung der Standorte in Hersfeld und in Rotenburg umfassen vorgestellt und diskutiert. Dabei ist es wichtig, die zugegebenermaßen komplexen Zusammenhänge zu erklären, alle Baumaßnahmen und strategischen Anpassungen hängen voneinander ab, keine der Maßnahmen ist sinnvoll isoliert zu betrachten. Daher ist es wichtig, die Fakten zu kennen und damit zu einer sachgerechten Meinungsbildung beizutragen.
Dafür steht die Geschäftsführung auch weiterhin gern zur Verfügung. Das Klinikum Bad Hersfeld hat sich in den vergangenen Jahrzehnten gemeinsam mit den zugehörigen Einrichtungen zu einem umfassenden Gesundheitsunternehmen mit immer neuen Abteilungen entwickelt, kontinuierlich an der baulichen Weiterentwicklung gearbeitet und dabei die Verantwortung für mutige und zukunftsweisende Entscheidungen übernommen.
Seriöse Diskussion
Die öffentliche Diskussion um die Integration des HKZ in den kommunalen Unternehmensverbund oder die Kritik an der Entscheidung zur Verlagerung der Orthopädie basiert auf der Annahme, dass alles so bleiben würde wie es ist. Tatsache ist aber in unserem marktwirtschaftlichen System – und auch der Gesundheitsmarkt ist ein „Markt“ - dass wir uns frühzeitig auf die zu erwartenden Veränderungen einstellen müssen: agieren statt reagieren! Kritischer Diskurs ist ausdrücklich erwünscht.
Für eine sachgerechte Beratung, die auch die Auswirkungen bestimmter Entscheidungen auf andere Bereiche berücksichtigt, die den Erhalt von Arbeits- und Ausbildungsplätzen beachtet, die Finanzierungsmöglichkeiten mit einbezieht und die nicht an Besitzständen endet, steht die Geschäftsführung immer zur Verfügung.
Fakten, Fakten, Fakten
Der bundesweite Ruf der Orthopädie ist nicht an Bad Hersfeld gebunden, sondern an die herausragenden Ergebnisse des Teams um Dr. Thomas Härer. Die gemietete Immobilie am oberen Rand des Kurparks ist nach der Insolvenz der KTE von privaten Investorengruppen übernommen worden, die in den vergangenen Jahren mehrfach gewechselt haben. Die Diskussion um den Verkauf der Immobilie ist allgegenwärtig, die Zukunft ist fraglich. Diese Risikobewertung gilt ebenso für die Preisanpassungen für Operationen an Knie, Hüfte und Schulter bei gleichzeitig steigenden Lohn-, Energie- und Versorgungskosten und insbesondere die ständig steigenden Strukturanforderungen in der medizinischen Versorgung. So werden für medizinische Behandlungen von Jahr zu Jahr verstärkt Anforderungen an die Vorhaltung bestimmter Qualifikationen, Geräte oder Abteilungen definiert, bei deren Nichterfüllung diese Leistungen nicht mehr erbracht werden dürfen.
…und noch Zahlen auf den Tisch
Die Forderung nach „wohnortnaher“ Versorgung einmal betrachtet bringt folgendes Ergebnis: Von den 1.500 Patienten, die im Jahre 2017 in der Orthopädie stationär versorgt wurden, kamen mit 715 knapp die Hälfte (48 %) aus dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg, 186 (gut 12 %) aus dem Landkreis Fulda, 181 (ebenfalls ca. 12 %) aus dem Wartburgkreis und 104 (ca. 7 %) aus dem Vogelsbergkreis. Weitere 58 Patienten (knapp 4 %) kamen aus dem Werra-Meißner-Kreis. Also ca. 83 % der Patienten kommen aus unserem oder den angrenzenden Landkreisen. Aus Baden-Württemberg kamen 80 Patienten (gut 5 %), 6 Patienten aus Nordrhein-Westfalen, 6 Patienten aus Bayern, 3 aus Sachsen-Anhalt und 1 Patient aus Hamburg, der Rest verteilt sich im Wesentlichen auf andere hessische und thüringische Landkreise. Dies zeigt, dass orthopädische Spitzenversorgung nicht nur wohnortnah in Bad Hersfeld in Anspruch genommen wird, sondern in einem weiten Umkreis. Patienten wählen für die Hüft- oder Knie-OP nicht unbedingt die Klinik vor Ort, sondern die Klinik ihres Vertrauens – und dafür nehmen sie auch weitere Wege in Kauf. Im Übrigen fahren die Patienten z. B. aus Bad Hersfeld für eine Herzoperation ja auch nach Rotenburg. Und viele Rotenburger Patienten fahren für eine Behandlung in der Kinderklinik, der Augenklinik, der HNO-Klinik, der Urologie usw. nach Bad Hersfeld.
Unser Auftrag
Der Umzug der Orthopädie hat wohlüberlegte strategische Gründe. Die Integration des HKZ war eine wichtige und richtige Entscheidung für die regionale Entwicklung. Die Chance, in unserem Landkreis einen Klinikverbund der Sub-Maximalversorgung in öffentlicher Hand zu etablieren und zu entwickeln, haben die Gremien im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger und auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an allen Standorten verantwortungsbewusst wahrgenommen. Eine solche Dichte und Qualität medizinischer Versorgung wie im Landkreis Hersfeld-Rotenburg findet man in vergleichbaren Regionen deutschlandweit nicht noch einmal. Ein mutiger Blick nach vorn, eine sachkundige Beratung, kritische Analyse und fundierte Entscheidungen sind die Voraussetzungen für Erfolg.