„Klinikum ist auf mehr Babys vorbereitet“
Neujahrsbaby: Una war das erste Kind, das dieses Jahr im Bad Hersfelder Klinikum zur Welt kam. Knapp 850 waren es im Jahr 2023. Mit der Schließung der Geburtenstation in Hünfeld werden künftig voraussichtlich noch ein paar hinzukommen. Mit im Bild (von links) Stationsärztin Amina Ali, Leitende Oberärztin Tina Liebau, die Eltern David und Marijana, Kinderkrankenschwester Annett Hölzer und Hebamme Miriam Roß. Foto: Werner Hampe/Klinikum
Bad Hersfeld – Fehlende Fachkräfte und weniger Babys: Aufgrund von Personalmangel und rückläufigen Geburtenzahlen wird die Geburtsstation am Helios-St.-Elisabeth-Krankenhaus in Hünfeld zum 30. Juni dieses Jahres geschlossen (wir berichteten). Im Klinikum in Bad Hersfeld blickt man derweil entspannt und optimistisch in die Zukunft.
Auch wenn künftig ein Teil der sonst in Hünfeld Gebärenden in die Kreisstadt wechseln würde, sei die Versorgung der werdenden Mütter gewährleistet, betont Pressesprecher Werner Hampe. Auch müsse niemand Sorge haben, dass Bad Hersfeld das gleiche Schicksal ereilen könnte.
„Wir sind gut aufgestellt. Unser Mitarbeiterstamm im Bereich Geburtshilfe ist stabil und ausreichend dimensioniert. Ein Engpass ist nicht zu erwarten, zumal wir auch in der jüngeren Vergangenheit Geburtenzahlen jenseits von 1000 pro Jahr hatten“, so Hampe. „Einen Hebammenmangel gibt es bei uns ebenso wenig. Alle Stellen sind besetzt.“ Die gute Besetzung des Kreißsaals habe ihm ganz aktuell auch die leitende Hebamme im Haus bestätigt.
Einer der Gründe dafür ist laut Hampe die Kooperation mit der Hochschule Fulda, denn das Klinikum ist Ausbildungsstandort für angehende Hebammen. 19 Hebammen sind derzeit dort tätig, die sowohl im Kreißsaal als auch in der Geburtshilfe eingesetzt würden, wenn auch nicht alle in Vollzeit.
Der Leiter der Unternehmenskommunikation geht durchaus davon aus, dass zumindest ein Teil der sonst in Hünfeld Gebärenden ab Sommer nach Bad Hersfeld kommt. Andere Möglichkeiten seien etwa Fulda, Gießen oder Hanau. Aber: „Wir werden auch zusätzliche Mütter betreuen können, ohne ins Schwitzen zu geraten“, sagt Hampe. Für die Eltern aus Hünfeld und Umgebung, die künftig weitere Wege auf sich nehmen müssten, sei die Situation aber natürlich nicht schön, zumal sich in der Regel auch der die Schwangerschaft begleitende Gynäkologe oder die Gynäkologin häufig in Wohnortnähe befänden. Auch als beispielsweise in Alsfeld die Geburtenstation geschlossen worden sei, seien werdende Eltern nach Bad Hersfeld ausgewichen. „Dass Geburtenstationen geschlossen werden, ist leider keine Seltenheit, zumal eben auch die Zahl der Geburten zurückgeht“, weiß Hampe.
2023 waren knapp 850 Kinder im Klinikum zur Welt gekommen. 2022 waren es fast 20 mehr, allerdings schwanken die Zahlen von Jahr zu Jahr. Die 1000er-Marke war zuletzt 2016 und 2017 geknackt worden, als besonders viele Flüchtlingsfamilien im Kreis untergebracht waren.
Als Standortvorteil des Klinikums in Bad Hersfeld sieht Hampe die gleichzeitig vorhandene Kinderklinik. Er blickt deshalb auch gespannt auf die angekündigte Gesundheitsreform, die auf spezialisierte Schwerpunktkrankenhäuser setze.
In Hünfeld hatte Helios-Klinikgeschäftsführer Sebastian Mock akuten Fachkräftemangel – es fehle an Kinderkrankenschwestern und auch eine Oberarztstelle sei vakant – als einen Grund für das Aus genannt. Außerdem habe sich die Zahl der Geburten mit 192 zuletzt quasi halbiert. Schon 2022 hatte der Kreißsaal mehrmals vorübergehend abgemeldet werden müssen, da wegen Hebammenmangels nicht alle Schichten besetzt werden konnten.
Der Versuch, neue Mitarbeiter zu rekrutieren, sei seit Jahren schwierig, die Personalgewinnung mehrfach fehlgeschlagen, so Mock, der zudem ein gestiegenes Sicherheitsbedürfnis bei werdenden Müttern feststelle, was den gleichzeitigen Geburten-Zuwachs am Klinikum Fulda erkläre, das wie das Bad Hersfelder Klinikum über eine Kinderklinik verfügt. nm