Klinikum will HKZ 2025/26 nach Hersfeld verlagern
Rotenburg/Bad Hersfeld – Geht es nach dem Klinikum, soll zum Jahreswechsel 2025/26 die Akutmedizin des Herz-Kreislauf-Zentrums von Rotenburg nach Bad Hersfeld verlagert werden. Diesen Zeitplan hatte Landrat Torsten Warnecke, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums ist, kürzlich im Kreistag konkretisiert. Wie geht es den Beschäftigten mit dieser Aussicht? Wir haben am traditionsreichen Klinikstandort nachgefragt.
„Viele Mitarbeiter haben sich mittlerweile damit arrangiert“, sagt die Pflegedirektorin des HKZ, Kristina Schenk. Die Mehrheit der rund 650 Beschäftigten habe die Absicht der Geschäftsführung angesichts des hohen Investitionsstaus, des allgemeinen Fachkräftemangels und angesichts der sich vom Klinikum erhofften Synergieeffekte verstanden. Schenk: „Viele freuen sich auf neue Patientenzimmer und auf neue Geräte“, sagt Schenk. „Bei anderen Mitarbeitern dauert es noch ein bisschen.“
Martina Reinki, Betriebsratsvorsitzende im HKZ, äußert sich etwas verhaltener. Sie spricht mit Blick auf den geplanten Umzug von einer „eher abwartenden und zurückhaltenden Stimmung“ im Haus. „Es ist sehr still auf den Fluren“, berichtet sie. Ob alle Mitarbeiter realisiert hätten, „dass der Umzug ans Klinikum unumgänglich ist, vermag ich nicht zu beurteilen.“
Die Betriebsratsvorsitzende glaubt nicht, dass sich alle mit dem Gedanken anfreunden würden, künftig in Bad Hersfeld zu arbeiten. „Mit Sicherheit gibt es Kolleginnen und Kollegen, die sich auf den Neubau freuen.“ Bis dahin sei es aber noch ein sehr langer Weg, den es gemeinsam zu gehen gelte.
Die Arbeitnehmervertreterin bedauert, dass es am HKZ coronabedingt noch keine Betriebsversammlung in Präsenz gegeben habe. Das gehe zulasten der Transparenz im Unternehmen. Geplant sei eine Betriebsversammlung für April. Reinki: „Da sollte die Geschäftsführung ausführlich über den Status quo berichten und die Mitarbeiter mitnehmen, das wäre mein Wunsch“.
Ein Thema, das im Zuge des Radikalumbaus immer wieder für Unsicherheit gesorgt hat, sind Abwerbungsversuche. Derartige Vorstöße anderer Krankenhäuser seien „eher kein Problem“, sagt Pflegedirektorin Kristin Schenk.
Das Problem komme vielmehr aus der entgegengesetzten Richtung, sagt Martina Reinki. „Fakt ist, dass die Mitarbeiter von sich aus abwandern, aus der Pflege, aber auch aus dem ärztlichen Bereich. Das ist unerfreulich und kaum zu kompensieren“, so die Betriebsratsvorsitzende, die bereits vor einem Jahr im Interview mit unserer Zeitung von „großen Abwanderungstendenzen“ sprach. „Die Befürchtungen hatte ich letztes Jahr und genau das ist eingetreten.“
Aktuell gebe es in den Pflegebereichen von HKZ und Klinikum rund 30 unbesetzte Stellen, sagt Schenk. Die Gründe dafür seien aber vielfältig. So stelle die Corona-Pandemie immer noch eine enorme Belastung dar – und das seit gut zwei Jahren. „Zeitweise mussten die Pflegekräfte die Sterbebegleitung übernehmen, weil Angehörige nicht am Bett sitzen konten“, sagt Schenk.
Die Belastungen wegen der Pandemie würden allerdings nicht nur die Mitarbeiter auf den Intensivstationen treffen, sondern alle Bereiche, betont Oberin Birgit Plaschke, Pflegedirektorin am Klinikum in Bad Hersfeld. (Fotos,Text: Sebastian Schaffner)
Hier finden Sie den Bericht aus der Hersfelder-Zeitung vom 03.03.2022