Könnten in 24 Stunden umstellen
Rotenburg – Auch wenn laut RKI die vierte Corona-Welle bereits begonnen hat, ist die Fallzahl im Kreis Hersfeld-Rotenburg vorerst weiterhin auf niedrigem Niveau. In den Kliniken sind nach Angaben des Landkreises derzeit keine Covid-Patienten in stationärer Behandlung. Sollten die covidbedingten Krankenhauseinweisungen wieder steigen, sieht sich das Herz-Kreislauf-Zentrum (HKZ) in Rotenburg binnen eines Tages in der Lage, sich wieder auf die Situation einzustellen.
„Wir könnten in 24 Stunden wieder auf Covid-Betrieb umstellen“, sagt Kristin Schenk, die seit zwei Monaten neue Pflegedirektorin am HKZ ist. Ihre Vorgängerin Steffi Lehmann hat standortübergreifend die Leitung der Pflegeentwicklung im Klinikum übernommen. „Die hygienischen Bedingungen bleiben sowieso unverändert streng“, sagt Schenk, die ihre Ausbildung am St.-Georg-Klinikum in Eisenach gemacht hat und vor 17 Jahren ans HKZ kam.
Die Auswirkungen der ersten Corona-Wellen machen sich indes vor allem in der Ambulanz des HKZ heute noch bemerkbar. „Wir haben rund 500 Herzinsuffizienz-Patienten auf unserer Ambulanz- Warteliste“, sagt die neue Pflegedirektorin. Grund dafür sei auch der Beschluss von Bund und Ländern gewesen, elektive Eingriffe, also planbare und nicht-dringende Operationen, wegen der Coronapandemie zeitweise zu verschieben. Um die Nachfrage bedienen zu können, „bieten wir jetzt mehr Zeiten für Sprechstunden an“, so Schenk. Auch würde Personal für die Sprechstunden aufgestockt.
Neben den bewusst verschobenen Eingriffen hat Prof. Ardawan Rastan, Chefarzt der HKZ-Herzchirurgie, festgestellt, dass in den vergangenen Monaten viele Menschen aus Angst vor einer Coronainfektion Krankenhäusern gemieden hätten. „Diese Angst war und ist unberechtigt. Krankenhäuser zählen zu den sichersten Orten in Deutschland“, so der 54-Jährige. Dabei könne die Zurückhaltung, gerade bei Herzpatienten, lebensgefährlich sein. Statistisch seien zuletzt elf Prozent weniger Herzinfarktpatienten in eine hessische Klinik eingewiesen worden als zu normalen Zeiten. Zugleich habe es mehr schwere Notfälle gegeben, sagt Rastan, der appelliert, Herzinfarkte nicht zuhause auszusitzen. Das HKZ selbst ist nach Ansicht von Rastan und Schenk bislang „insgesamt sehr gut“ durch die Pandemie gekommen. Allerdings sei das HKZ von Beginn an auch nur ein „Überlaufventil“ für das Klinikum gewesen, wie es Rastan ausdrückt. Als die Fallzahlen in Bad Hersfeld zunahmen, wurden Covid-Patienten auch im HKZ versorgt, das über 60 Intensivpfleger verfügt. „Im Frühjahr waren selbst wir eine Woche lang voll“, erinnert sich Rastan, der rückblickend Kritik am Besuchsverbot übt, das aus seiner Sicht zu lang galt. „Ein Besuchsverbot deprimiert die Patienten. Soziale Kontakte sind wichtig für den Genesungsprozess.“ Foto,Text: Schaffner, HKZ