Magengeschwür

Schmerzen, Übelkeit und Appetitlosigkeit sind typische Symptome, die bei vielen Erkrankungen des Verdauungstrakts auftreten. Sie können zum Beispiel auch auf ein Magengeschwür hinweisen. Nicht immer, aber oft steckt das Bakterium Helicobacter pylori hinter der Entzündung. Wir haben mit Privatdozent Dr. Alexander Schneider, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am Klinikum in Bad Hersfeld, über das Thema gesprochen.

Was ist denn überhaupt ein Magengeschwür?
Bei einem solchen Geschwür – der medizinische Fachbegriff lautet Ulkus ventriculi – handelt es sich laut Dr. Alexander Schneider um einen „tieferliegenden Substanzdefekt“ der Schleimhaut mit Zerstörung des Gewebes. Man könne auch von einer „entzündlichen Schleimhautwunde“ sprechen, so der Facharzt. Ein Magengeschwür kann im Rahmen einer Gastritis – einer Magenschleimhautentzündung – auftreten. Eine Gastritis äußert sich mit den gleichen Beschwerden wie ein Magengeschwür, es liegt bei einer Gastritis jedoch kein derartig tiefer Substanzdefekt der Magenschleimhaut vor. Das Magen- oder auch das Zwölffingerdarmgeschwür – das sogenannte Ulkus duodeni – zählt zu den häufigsten Erkrankungen des Verdauungstraktes. Der Zwölffingerdarm schließt direkt an den Magen an. „Wir haben es bei rund 15 bis 20 Magenspiegelungen am Tag im Schnitt einmal mit einem Geschwür beziehungsweise seiner Abklärung zu tun“, berichtet Dr. Schneider.

Welche Ursachen gibt es?
Die häufigste Ursache ist eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori. Dieser „Magenkeim“ nistet sich in der Schleimhaut ein und reizt diese. Gleichzeitig führt es zu einer verstärkten Bildung der Magensäure. Helicobacter tritt weltweit auf, wobei nicht jeder, der das Bakterium in sich trägt, auch mit unangenehmen Folgen wie eben einem Magengeschwür zu rechnen hat. Übertragen wird der Erreger bei engem Kontakt von Mensch zu Mensch, vermutlich durch Speichel oder andere Körperflüssigkeiten. Außerdem können bestimmte Medikamente wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac und Ibuprofen die schützende Schleimhaut angreifen. Diese sollten deshalb nicht ohne Not über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, rät Dr. Schneider. Die Einnahme empfiehlt sich überdies mit ausreichend Wasser. Weitere Ursachen können auch eine gestörte Magenentleerung oder Magensäureproduktion, eine genetische Vorbelastung oder ungünstige Lebensgewohnheiten sein. Zu den Risikofaktoren zählen laut Dr. Schneider Rauchen und Alkohol. Früher dachte man, Magengeschwüre entstehen durch Stress, doch Stress im Alltag oder im Beruf sei es in der Regel nicht, der so ein Geschwür auslöse, betont der Experte. „Stressgeschwüre“ könnten vielmehr nach schwersten Operationen beziehungsweise intensivmedizinischer Behandlung entstehen. In seltenen Fällen komme es vor, dass keine eindeutige Ursache festgestellt wird.

Welche Symptome weisen auf ein Geschwür hin?
Ein typisches Symptom ist (starker) Bauchschmerz, der auf nüchternen Magen ebenso auftreten kann wie nach dem Essen. Hinzu kommen Übelkeit und Völlegefühl, wobei diese Symptome auch bei anderen Erkrankungen des Verdauungstrakts auftreten. Ebenfalls bemerkbar machen kann sich ein Magengeschwür durch Komplikationen wie Blutarmut, die sich wiederum durch Müdigkeit und Blässe äußert.

Wie wird ein Magengeschwür diagnostiziert?
Es gibt verschiedene Tests, mit denen das Bakterium Helicobacter pylori nachgewiesen werden kann, zum Beispiel im Stuhl oder über einen Atemtest. Allerdings muss das Vorhandensein eben nicht immer auch mit einem Magengeschwür einhergehen. Deshalb ist eine Magenspiegelung notwendig, in der auch das Helicobacter pylori Bakterium nachgewiesen werden kann. „Ein Geschwür ist nur mithilfe einer Endoskopie zu erkennen, bei der eine Sonde beziehungsweise ein biegsamer Schlauch, der eine Optik zur Beurteilung der Magenschleimhaut enthält, durch den Mund eingeführt wird“, betont Dr. Schneider. Eine Endoskopie wird unter Narkose vorgenommen, eine stationäre Aufnahme ist allerdings nicht notwendig. Der Patient kann anschließend wieder nach Hause gehen, sollte sich aber begleiten beziehungsweise abholen lassen. Das Vorhandensein des Bakteriums kann auch zu einem Karzinom führen, das mit einer Magenspiegelung ebenfalls sicher nachgewiesen werden kann.

Wie wird ein Magengeschwür behandelt?
Im Normalfall und wenn Helicobacter pylori zugrunde liegt, wenn wird das Magengeschwür mit Medikamenten behandelt. Üblich ist dann eine Kombitherapie über sieben bis 14 Tage, bei der zum einen Antibiotika gegen das Bakterium zum Einsatz kommt und außerdem ein Magensäurehemmer. Nach vier Wochen sollte das Geschwür abgeheilt sein, so Dr. Schneider. Dabei sei es wichtig, die Heilung bis zum Ende durch eine weitere Magenspiegelung medizinisch zu überwachen, um ein Magenkarzinom im Ulkus nicht zu übersehen. „Über 90 Prozent der Erkrankten werden so geheilt“, sagt der Facharzt. Operiert werden muss, wenn das Magengeschwür nicht abheilt, oder, und dann jedoch unverzüglich, wenn es zu endoskopisch unstillbaren Blutungen oder im schlimmsten Fall zu einer Perforation, also einem Magendurchbruch, kommt. Beim Durchbruch frisst sich das Geschwür sozusagen durch die Magenwand und es entsteht ein Loch, durch das der Mageninhalt in den Bauchraum gelangt. Eine solche Situation ist lebensbedrohlich.

Welche Folgeschäden/Komplikationen gibt es?
Wird ein Magengeschwür rechtzeitig behandelt, ist in der Regel nicht mit weiteren Folgen oder Schäden zu rechnen. Wird ein Geschwür aber eben nicht erkannt, kann es wie oben beschrieben zu Blutungen oder einem Durchbruch kommen. Vor allem ältere Patienten sind durch Blutungen oftmals sehr bedroht. Eine seltene Komplikation ist, dass das Ulkus narbig abheilt. Dann kann es laut Dr. Schneider zu einer Verengung des Magenausgangs oder des Zwölffingerdarms kommen, sodass die Nahrung nicht mehr ungehindert „fließen“ kann. In ebenfalls seltenen Fällen fördert ein Geschwür auch die Karzinombildung.

Wie kann man vorbeugen?
Vorbeugen lässt sich nur insofern, als dass die genannten Risikofaktoren vermieden werden, wie Alkohol, Rauchen und schleimhautschädigende Medikamente.

Hier finden Sie den Bericht aus der Hersfelder-Zeitung vom 14.08.2019