Mutter und Tochter im Kreißsaal
Sie haben nicht nur die gleichen Interessen und Hobbys, sondern auch den gleichen Beruf und den gleichen Arbeitgeber: Alicia Tewes und ihre Mutter Heike Tewes aus Bad Hersfeld sind beide Hebammen. Und beide arbeiten im Kreißsaal des Klinikums Bad Hersfeld – ein Traumjob, da sind sie sich ebenfalls einig.
Dabei ist Heike Tewes einst eher zufällig zu ihrem Traumjob gekommen. „Ich wollte eigentlich Kinderkrankenschwester werden, aber der Berufsberater hat mir zu Hebamme geraten“, erinnert sie sich und lacht. Ihre Ausbildung absolvierte sie im Uniklinikum Jena, doch nach der Wende habe es sie relativ schnell nach Hessen verschlagen. Seit 1991 ist die 53-Jährige im Klinikum angestellt.
Ihre Tochter Alicia kam 2019 nach der Ausbildung und dem Examen in Koblenz ins Klinikum. Das habe sich so ergeben, allerdings habe sie die Idee durchaus schön gefunden, mit ihrer Mutter zusammenarbeiten zu können. „Ich wollte schon immer etwas Soziales und etwas mit Kindern machen“, sagt die 26-Jährige. Nach einem Praktikum in der Geburtshilfe und im Kreißsaal kurz vor dem Abitur habe sie sich schließlich deutschlandweit für die Ausbildung als Hebamme beworben, denn damals sei es nicht einfach gewesen, einen Platz zu bekommen.
Nach dem Examen ging es jedoch zurück in die Heimat, mit einer einjährigen Zwischenstation in einem Geburtshaus in Göttingen, die hilfreich gewesen sei, um den Horizont zu erweitern und weitere Erfahrungen zu sammeln. Inzwischen findet die Hebammenausbildung als duales Studium mit Theorie- und Praxisanteilen statt und seit Kurzem darf Alicia Tewes auch selbst Studentinnen anleiten.
Neben ihrer Arbeit im Klinikum ist die 26-Jährige auch noch freiberuflich tätig, um Schwangere und Frauen nach der Geburt zu betreuen. Die vielen Möglichkeiten und das „riesige Betätigungsfeld“, das man als Hebamme habe, hebt auch Heike Tewes hervor. „Hebamme ist nach wie vor mein Traumjob“, sagt die 53-Jährige. „Ich würde auch heute nichts anderes machen wollen.“ Für sie selbst sei mit drei Kindern eine freiberufliche Tätigkeit allerdings nicht in Frage gekommen.
„Jeder Tag ist anders und jeder Dienst ist spannend“, berichtet sie. Man wisse nie, was einen beim nächsten Dienst erwarte, und das mache auch den Reiz aus. Schließlich seien nur die wenigsten Geburten geplant oder vorhersehbar. Zwar trage man viel Verantwortung und freilich gebe es auch schwierige Geburten, „aber am Ende kommt immer etwas Positives heraus“, sagt die 53-Jährige und lacht. Wenn die Kinder gesund sind und die Mütter dankbar und glücklich, das seien die schönsten Momente.
Eigenschaften, die man als Hebamme außer dem entsprechenden Handwerk benötige, seien Durchhaltevermögen, Flexibilität und Empathie. „Denn man muss den Frauen auch emotional beistehen“, erklärt Alicia Tewes. „Und man sollte für den Job brennen“, meint die 26-Jährige. Hebamme sei in ihrem Team niemand halbherzig.
Gemeinsam Dienst haben Alicia und Heike Tewes nur selten. Dass sie sich gegenseitig ablösen, komme allerdings immer wieder mal vor – und sei auch für die Frauen ein besonderes Erlebnis. „Viele finden es schön, wenn wir sagen: Gleich kommt meine Tochter oder gleich kommt meine Mutter“, erzählt Heike Tewes. So fühle es sich weniger nach Personalwechsel an. „Und auch die Ärzte freuen sich, wenn wir gemeinsam Dienst haben.“
Dass sich Mutter und Tochter auch privat häufig über ihren Job austauschen, überrascht kaum. Sie teilen ihr Wissen und ihre Erfahrungen, aber informieren sich nach dem Dienst auch gegenseitig, wie eine Geburt verlaufen ist, vor allem wenn sie beide diese begleitet haben.
Wenn die beiden Tewes über ihre Arbeit sprechen, ist die gemeinsame Leidenschaft und der Spaß am Job deutlich zu spüren. Und beide betonen, wie wohl sie sich im Klinikum fühlen, das im Vergleich zu anderen Krankenhäusern im Kreißsaal sehr gut aufgestellt sei. „Wir haben hier ein tolles Team und eine so gute Besetzung, dass wir uns wirklich Zeit nehmen können. Sowohl für die Familien, als auch für die Anleitung werdender Hebammen.“ Knapp 850 Kinder sind im vergangenen Jahr im Bad Hersfelder Klinikum zur Welt gekommen.
Die gleichen Hobbys haben Alicia und Heike Tewes übrigens auch: Beide haben einen Hund, machen gerne Sport und mögen Camping. Und sie sind nicht die einzigen in der Familie, die den gleichen Job haben: Vater und ein Sohn beziehungsweise Bruder haben ebenfalls den gleichen Beruf und arbeiten zusammen als Physiotherapeuten. „Nur der Dritte im Bunde macht etwas Eigenes“, verrät Heike Tewes schmunzelnd. (Foto,Text: NADINE MEIER-MAAZ_HZ v. 30.03.2024)