Nach 30 Jahren verlässt Dr. Hütz die Augenklinik
Der Schreibtisch von Dr. Werner Hütz steht schon in Nizza. Und auch der Rest seines Büros wirkt wie im Wandel. Und das ist es: In den nächsten Tagen wird hier jemand Neues einziehen. Der Chefarzt der Klinik für Augenheilkunde am Klinikum wird nach fast 30 Jahren in Bad Hersfeld am Freitag in den Ruhestand gehen. Doch bevor auch die letzten Möbel ins Zweitdomizil an der Côte d’Azur geräumt sind und der 66-Jährige sich mit einer kleinen Feier von seinen Kollegen verabschiedet hat, blickt er auf seine Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten zurück – und stellt seine Nachfolgerin vor.
DER BLICK ZURÜCK
1987, als Oberarzt der Augenklinik an der Justus-Liebig-Universität in Gießen, hatte sich Hütz für den Wechsel nach Bad Hersfeld entschieden. Und hier fing er bei Null an, wie Klinikums-Geschäftsführer Martin Ködding berichtet: „Die Augenklinik war damals seit einiger Zeit stillgelegt. Und wenn man jetzt sieht, was über die Jahre entstanden ist, kann man nur sagen: großartige Leistung!“ Die Fallzahlen und das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten sei heute größer als bei den meisten Uni-Kliniken, Patienten kommen von weit über die Kreisgrenzen hinaus. Verändert habe sich aber nicht nur die Klinik, sondern auch die Arbeit der Mediziner. Ein typischer Eingriff wie die Operation des Grauen Stars habe damals erfordert, „das halbe Auge aufzuschneiden“, sagt Hütz. Heute reiche ein Schnitt von gerade einmal zwei Millimetern. Dabei habe es die entsprechende Technik zu dieser Zeit schon gegeben, leider seien die künstlichen Linsen aber nicht wie heute flexibel gewesen, sodass größere Wunden nötig waren. Auch seien längere Klinikaufenthalte heute nur noch in Ausnahmefällen nötig. „Das machen wir in 90 Prozent der Fälle ambulant“, so Hütz. Der Abschied fällt dem Augenspezialisten, der als ärztlicher Direktor über Jahre auch Teil der Klinikleitung war, inzwischen leicht. Das sah vor zwei Jahren noch anders aus. Schon da hätte Hütz aufhören können. „Das Team war da noch nicht an dem Punkt, hatte die Entwicklung auf das derzeitige Niveau noch nicht abgeschlossen.“ Das sei heute anders. Und so kann Hütz sich schon bald gen Süden aufmachen. Mit dem Auto wird er fahren, die zwei Katzen der Familie müssen schließlich mit.
DER BLICK NACH VORN
Die Zukunft der Augenklinik heißt Dr. Julia Hagenbusch, ist 35 Jahre alt und wird ihr neues Büro nicht pink streichen, wie ihr scheidender Chef beim Pressetermin witzelt. Die (noch) Oberärztin stammt aus der Pfalz. Nach dem Studium in Marburg und der Facharztausbildung in Stuttgart verschlug es sie „aus mehr oder minder privaten Gründen“ nach Bad Hersfeld. Das Erbe, das sie in der kommenden Woche antrete, sei groß. An Selbstbewusstsein mangelt es Hagenbusch aber nicht. Sie wolle das Niveau halten und einzelne Bereiche wie etwa die Makula-Reparatur weiterentwickeln. Die Makula, das ist der Bereich der menschlichen Netzhaut mit der größten Dichte an Sehzellen. Wie hoch das zu haltende Niveau wirklich ist, lässt sich auch an den Auszeichnungen ihres Vorgängers ablesen. Seit 2013 stand Hütz als Top-Mediziner auf der renommierten Ärzteliste des Magazins Focus. Hagenbusch verfügt über eine große Expertise im Bereich der Lidchirurgie, weist aber auf die Komplexität der Augenheilkunde hin. „Das Auge ist ein kleines Organ“, sagt sie, „das Fachgebiet dazu aber umso größer.“ Ihr Fachwissen will Hagenbusch fortan weitergeben. Die Weiterbildungsermächtigung in der Fachklinik kann sie übernehmen. Der Übergang von Hütz zu ihr, solle fließend sein, sagt sie.