Neue Notaufnahme im Klinikum

Patienten bekommen schneller die erforderliche Behandlung

Am Klinikum geht am Samstag, 21.03.2015 die neue Notaufnahme in Betrieb. Damit können Notfall-Patienten schneller  angemessen versorgt werden, erklärt Chefärztin Dr. Gisela Schieren. Dabei geht es um Notfall-Patienten, die selbst ins Klinikum kommen, genauso wie um diejenigen, die mit dem Rettungs- oder Notarztwagen gebracht werden.

Nach rechts in die Chirurgie oder nach links in die internistische Notaufnahme – das war bisher die Frage für die Rettungskräfte, die mit einem Patienten eintrafen. Doch wohin mit einem Patienten, der starke Bauchschmerzen mit unklarer Ursache hat – nach links oder nach rechts? Übergaben fanden bisweilen auf dem Flur statt, die Privatsphäre der Patienten war nicht immer gewahrt. Mit der Notaufnahme in neuen Räumen verbessern sich nun  die Abläufe. Schieren erklärte bei der Vorstellung vor DRK-Rettungssanitätern, dringliche Fälle müssten so schnell wie möglich erkannt werden. Auch eine Person, die eigenständig zu Fuß gekommen ist, könne einen Herzinfarkt erlitten haben.

Nach Aufnahme ihrer Daten kommen die Patienten, die nicht offensichtlich in die Chirurgie gehören, zunächst in den sogenannten Triage-Raum (dt.Sichtung/Einteilung) zu einer ersten Einschätzung, die von einer erfahrenen und geschulten Pflegekraft vorgenommen wird. Dazu gehören neben den Fragen nach Art und Dauer der Beschwerden zum Beispiel eine Blutentnahme und ein EKG. Die Patienten bekommen bei der Triage eine Farbe zugeordnet: Rot heißt, dass sofort ein Arzt nach ihm sehen muss, bei Orange muss dies innerhalb der nächsten zehn Minuten geschehen. Bei Blau darf es etwas länger dauern.

Vorarbeit im Rettungswagen

Ist ein Patient schon mit dem Notarzt oder in einem Rettungswagen gekommen, so haben die Rettungskräfte bereits Vorarbeit geleistet und mit der Behandlung begonnen, erläuterten Notarzt Dr. Bardo Kürthen und Björn Wettlaufer vom DRK. Sie melden die Patienten telefonisch an, teilen mit, dass sie etwa aus Heringen kommen,  noch 20 Minuten brauchen und einen 72-Jährigen mit Herzrhythmusstörungen bringen. Der neue Ablauf im  Klinikum hilft auch den Rettungskräften, die stets eine Übergabe machen und warten, bis der Patient zur  Untersuchung im Triage- oder im Schockraum ist oder in der Chirurgie.

Andrea Nieding-Klan, die Leitende Fachärztin in der Notfallaufnahme, freut sich über ein entspannteres Arbeiten in den neuen Räumen mit der chirurgischen Notaufnahme und dem Katheterlabor in direkter Nachbarschaft. Ein Rohrpostsystem macht nun den Weg ins Labor in den zweiten Stock überflüssig, der bisher für jeden Patienten einzeln notwendig ist. Stationsleiterin Danuta Golonka und ihre Stellvertreterin Nicole Jonik sind froh über die Umstellung auf das Computersystem und weniger Papierkram, dass die Patienten nun eine einzige Anlaufstelle  haben und echte Notfälle schnell behandelt werden.

Das sagen die Fachleute

Bisher sei die Aufnahme der Notfallpatienten nicht optimal gewesen, sagte der Ärztliche Direktor, Prof. Markus  Horn. Nun freue man sich über eine organisatorische und räumliche Verbesserung, zu der auch ein internistischer Schockraum gehört. Auch für Patienten mit beispielsweise multiresistenten Keimen oder Noroviren gibt es jetzt ein Isolationszimmer, das von außen erreichbar ist, erklärt die Leitende Abteilungsärztin Beate Erath.

Der aus Kassel oder Frankfurt bekannte „Kliniktourismus“ sei in Bad Hersfeld kein Problem, lobte Björn Wettlaufer vom DRK-Rettungsdienst. Die Notfall-Patienten würden hier immer aufgenommen und nicht weitergeschickt. Im Laufe des Jahres wird auch noch das IVENA-Informationssystem im Klinikum eingeführt werden, kündigte Geschäftsführer Martin Ködding an. Es ersetzt die telefonische Absprache zwischen der Leitstelle und den Krankenhäusern, was die Zahl freier Betten betrifft. Laut Ködding und dem Ärztlichen Direktor Prof. Markus Horn ist der Neubau einer zentralen Notaufnahme schon seit sechs Jahren in Planung. Horn sprach bezüglich der jetzigen Lösung in den Räumen der ehemaligen Intensivstation von einem guten Kompromiss.

Hintergrund

Täglich kommen etwa 35, in Spitzenzeiten bis zu 70 Patienten in die Notaufnahme am Klinikum – eigenständig zu Fuß oder von Rettungskräften gebracht. In sechs Zimmern stehen für die Patienten jetzt sechs Plätze zur Verfügung, bei Bedarf für zwölf Patienten. Rund um die Uhr sind je zwei, insgesamt sind es zwölf, Pflegekräfte im Éinsatz. Ein Neurologe und zwei Internisten stehen bereit.

Das „Manchester-Triage-System“ (MTS), das jetzt im Klinikum eingeführt wird, ist inzwischen ein Standardinstrument in deutschen Notaufnahmen. Da das Patientenaufkommen in Notaufnahmen nicht planbar ist, nur ein Teil lebensgefährliche oder dringliche Probleme aufweist und nicht alle sofort und gleichzeitig behandelt werden können, müssen Notfallpatienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen bereits zum Zeitpunkt der Vorstellung innerhalb weniger Minuten verlässlich identifiziert werden. Dazu dient das EDV-gestützte MTS. Ein  Monitor an zentraler Stelle der neuen Notaufnahme zeigt beispielsweise alle Patienten auf einer Liste, je nach  Dringlichkeit von rot (sofort) über orange bis hin zu blau (nicht dringend). Foto,Text:Schankweiler-Ziermann

 pdf Artikel aus der HZ v. 19.03.2015