Neuer Chef für das Klinikum
Rolf Weigel wird voraussichtlich Mitte nächsten Jahres neuer Geschäftsführer des Klinikums Hersfeld-Rotenburg.
Der 55-jährige gebürtige Gießener ist Diplom-Betriebswirt und folgt auf Martin Ködding, der zu diesem Zeitpunkt in den Ruhestand tritt. Seit 2017 war Weigel Geschäftsführer der Thüringen-Kliniken in Saalfeld. Diese Position hat er jetzt auf eigenen Wunsch und im Einvernehmen mit den politischen Gremien aufgegeben. „Der Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung sind sehr froh, mit Herrn Weigel einen profunden Kenner der Krankenhauslandschaft gewonnen zu haben. Wir freuen uns auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit den beiden Geschäftsführern in den kommenden, sicherlich sehr schwierigen Jahren“, sagte Landrat Dr. Michael Koch, der Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums, auf Anfrage unserer Zeitung. Auch Dr. Tobias Herrmann, medizinischer Geschäftsführer, der mit Weigel die neue Doppelspitze im kommunalen Klinikkonzern bilden wird, begrüßte die Neuverpflichtung. „Wir freuen uns, einen erfahrenden kaufmännischen Geschäftsführer für unser Haus gewonnen zu haben."
In einem ersten Gespräch mit unserer Zeitung sagte Rolf Weigel: „Das Klinikum Hersfeld-Rotenburg ist ein gutes Haus und hat eine große Bedeutung für die medizinische Versorgug der Region.“ Mit Blick auf das aktuelle Defizit des Klinikums zeigte sich Weigel zuversichtlich „in drei bis fünf Jahren auf jeden Fall die schwarze Null zu schaffen.“ Dazu wolle er auch mit „Respekt und Vertrauen“ auf das Kreiskrankenhaus in Rotenburg (KKH) zu gehen. Weigel hatte mehrere Jahren als Geschäftsführer des St.-Georg-Klinikums in Eisenach gearbeitet, das seit vielen Jahren eine Kooperation mit dem Kreiskrankenhaus in Rotenburg pflegt..
Aus dieser Zeit kennt er auch Dr. Martin Oechsner, den ärztlichen Direktor und ab Januar zweiten Geschäftsführer des KKH. Oechsner sagt: „Man kann dem Klinikum zu seinem neuen Geschäftsführer nur gratulieren. Rolf Weigel ist ein Mann der Tat.“
Auf Weigel wartet ein „Intensivpatient“
Als „Intensivpatient“ hatte Landrat Dr. Michael Koch das Klinikum Hersfeld-Rotenburg bezeichnet, als er bekannt gab, dass der kommunale Klinikverbund 2018 trotz 6,5-Millionen-Euro-Finanzspritze des Landkreises 1,1 Millionen Euro Verlust gemacht hat. Im Kreistag hatte Koch zudem angedeutet, dass er für 2019 ebenfalls mit einem Verlust rechnet. Der Klinikkonzern gehört mit 3100 Mitarbeitern und 160 000 Patienten jährlich zu den größten Krankenhäusern Hessens.
Schwarze Null ist das Ziel
In schwerer See soll ein neuer Kapitän den Klinik-Tanker in ruhigeres Fahrwasser führen. Energisch, aber auch zuversichtlich präsentiert sich Rolf Weigel, der designierte neue Geschäftsführer des Klinikums Hersfeld-Rotenburg im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die Krankenhauslandschaft wird sich in den nächsten Jahren verändern“, sagt der 55-jährige gebürtige Gießener, der bis Ende des Jahres noch Geschäftsführer der Thüringen-Kliniken in Saalfeld ist. Er wolle das aktuelle Defizit des Klinikums Hersfeld-Rotenburg nicht kleinreden. „Sieben Millionen Euro sind eine Riesensumme, aber auch nur etwa drei Prozent des gesamten Umsatzes“, sagt er, zeigt sich allerdings zuversichtlich, in absehbarer Zeit die schwarze Null zu schaffen. Offiziell hat der kommunale Klinikkonzern im Jahr 2018 ein Minus von 1,1 Millionen Euro erwirtschaftet. Allerdings hatte der Kreistag dem Klinikum zuvor eine Finanzspritze in Höhe von 6,5 Millionen Euro gewährt. Das Defizit hätte sonst also bei 7,6 Millionen Euro gelegen. Die schwarze Null will Weigel auch mit Einsparungen erreichen. „Wir müssen Entscheidungen treffen, die auch wehtun“, stellt er klar. Gleichzeitig bekennt er sich eindeutig zu einer kommunalen Trägerschaft. „Private Klinikkonzerne können nicht alles besser“, sagt er und fragt: „Ist es eigentlich ethisch und moralisch richtig, wenn man versucht, mit der Gesundheit der Bürger 15 Prozent Umsatzrentabilität zu erreichen?“
Als neuer kaufmännischer Geschäftsführer des Klinikums will Weigel auch auf das Kreiskrankenhaus Rotenburg zugehen, dessen Leitung er von früheren beruflichen Stationen bereits gut kennt. „Wir müssen mit Respekt und Vertrauen aufeinander zugehen und unsere Leistungsangebote aufeinander abstimmen.“ Als Beispiel nennt er die Pneumologie, die sowohl am Kreiskrankenhaus als auch am Rotenburger Herz-Kreislauf-Zentrum vertreten ist. „Wir sollten lieber ergänzende, statt konkurrierende Angebote machen.“ Weigel, der Vater von drei erwachsenen Kindern ist und mit seiner Frau in Eisenach lebt, bezeichnet sich selbst als „bekennenden Hessen“, der nach beruflichen Stationen in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Thüringen wieder zurück in die Heimat will: „Es ist schön, nach Hause zu kommen.“ Deshalb habe er zur Halbzeit seines Vertrages in Saalfeld im gegenseitigen Einvernehmen mit den politischen Gremien seinen Posten als Geschäftsführer der Thüringen-Kliniken aufgegeben.
Hier finden Sie den Bericht aus der Hersfelder-Zeitung vom 21.12.2019