Neues Konzept soll HKZ zukunftsfähig machen

Das Klinikum Bad Hersfeld hat nach der Übernahme des Herz- und Kreislaufzentrums Rotenburg (HKZ) das medizinische Konzept für den neuen Konzern vorgelegt, der laut Geschäftsführer Martin Ködding zu den zehn größten Kliniken in Hessen gehört. Das HKZ wird um eine geriatrische Reha erweitert, verliert aber seine Schlaganfall-Abteilung. Die Stroke Unit, die zuletzt wegen Personalmangels mehrfach abgemeldet wurde, wird geschlossen, erklärte der ärztliche Direktor des Klinikums, Prof. Dr. Markus Horn, der künftig auch Chefarzt der HKZ-Neurologie wird, bei der Vorstellung des Konzepts. Die Vorhaltekosten für die Schlaganfallabteilung seien zu hoch. Die Stroke Unit am Klinikum bleibt erhalten, dafür soll am HKZ die neurologische Reha erweitert werden. Dafür sind bauliche Veränderungen nötig, um insbesondere die Früh-Rehabilitation für Beatmungspatienten leisten zu können.

Zum Kern des medizinischen Konzepts für das HKZ gehört auch eine Stärkung von Kardiologie und Herzchirurgie, die mit dem Neubau eine bessere Infrastruktur erhalten sollen. 20 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung, und Klinikum-Geschäftsführer Martin Ködding erwartet, dass der Bau in gut zwei Jahren stehen kann. Noch 2016 wird eine selbstständige Elektrophysiologie aus der Kardiologie ausgegliedert. Der neue Chefarzt ist bestimmt, hat aber noch nicht zugesagt, erklärte Kardiologie-Chefarzt Prof. Dr. Christian Vallbracht: „Das Gebiet ist so groß geworden, dass es sich allein besser entwickeln kann.“

Die orthopädische Reha, die zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten des HKZ beigetragen hat, soll in Verbindung mit der Neurologie zu einer geriatrischen Rehabilitation ausgebaut werden. Der Versorgungsauftrag des Klinikums wird laut Horn auf das HKZ ausgeweitet. Das sei ein zukunftsweisendes medizinisches Konzept.

Hintergrund

Neuer Name und neue Direktoren
Der kreiseigene Klinikkonzern hat sich mit der Übernahme des Herz- und Kreislaufzentrums (HKZ) einen neuen Namen gegeben: Klinikum Hersfeld-Rotenburg. Geleitet wird der Konzern mit seinen zwölf Gesellschaften, die jedes Jahr etwa 110 000 Patienten stationär und ambulant versorgen, von einem Direktorium, das Klinikum-Geschäftsführer Martin Ködding leitet. Es besteht aus einem noch nicht benannten medizinischen Direktor sowie HKZ-Geschäftsführer Ulrich Meier, Klinikum-Personalchef Sascha Sandow, Klinikum-Pflegedirektor Marcus Ries und dem Logistik-Spezialisten Arnulf Hartleitner, der ab Juli Servicedirektor wird.

Weiter Champions League - Klinikum stellt medizinisches Konzept für HKZ vor

Wie soll es mit dem HKZ, aber auch dem Klinikum Bad Hersfeld nach der Übernahme weitergehen?
Am Montag, den 04.04.2016, wurden in einer außerordentlichen Betriebsversammlung im "wortreich" hierauf von der Führung der beiden Häuser Antworten gegeben. Das medizinische Konzept im Schnellcheck:

DER ANSPRUCH
„Das HKZ spielt weiter in der medizinischen Champions League“, sagte Landrat Dr. Michael Koch mit Blick auf die weltweit erste Doppel-Herz-OP durchs Schlüsselloch, die kürzlich in Rotenburg gelungen ist. Dieser Anspruch, zur medizinischen Spitze in Deutschland zu gehören, gilt weiterhin. Nun sollen aber auch die wirtschaftlichen und baulichen Voraussetzung dafür geschaffen werden.

DER NEUBAU
20 Millionen Euro stehen vonseiten des Landes zur Verfügung für einen Neubau am HKZ. Der soll in etwa zwei Jahren stehen, sagt Klinikum-Geschäftsführer Martin Ködding, wobei zunächst ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben wird. Der Neubau ist notwendig, um den Patienten zeitgemäße Zimmer bieten zu können, aber auch um die Funktionstrakte von Kardiologie und Herzchirurgie zu modernisieren. Sonst ist das HKZ in fünf Jahren einfach nicht mehr konkurrenzfähig, sagt Herzchirurgie-Chefarzt Prof. Dr. Ardawan Rastan.

DIE ELEKTROPHYSIOLOGIE
Mit der Entscheidung, die Elektrophysiologie als eigenständige Abteilung auszugliedern, soll der Anspruch des HKZ, deutschlandweiter Vorreiter zu sein, unterstrichen werden. Diese medizinische Sparte, die elektrische Ströme im Herzen untersucht und zum Beispiel bei Herzrhythmusstörungen hilft, liegt ganz klar im Trend. Auch das Klinikum Fulda hat kürzlich eine Elektrophysiologie in Betrieb genommen. Zeit fürs HKZ, nachzuziehen.

DIE STROKE UNIT
Die Schlaganfalleinheit komplett zu schließen, ist der schmerzhafteste Einschnitt am HKZ. Aus wirtschaftlichen Gründen ist das aber sicherlich sinnvoll, auch wenn dadurch Patienten aus den nördlichen Nachbarkreisen verloren gehen werden. Neurologie-Chefarzt Prof. Dr. Markus Horn will mit einer engeren Zusammenarbeit mit Not- und Hausärzten dafür sorgen, dass die Zuweisungen nach Möglichkeit dem Klinikum Bad Hersfeld zugute kommen. Und durch den Ausbau der neurologischen Reha, die ebenfalls als Akutabteilung gilt, geht das Gebiet dem HKZ ja nicht ganz verloren.

DIE ORTHOPÄDIE
Man durfte fast erwarten, dass die verlusstträchtige orthopädische Reha ebenfalls geschlossen wird. Stattdessen wird sie – im Zusammenspiel mit der Neurologie – zur Geriatrie-Reha ausgebaut. Das wird ein wachsendes medizinisches Feld. Die baulichen Voraussetzungen dafür sollen kurzfristig geschaffen werden.

Das sagt der Betriebsrat

"Nicht nur über Transparenz reden"
Die Mitarbeiter des Herz- und Kreislaufzentrums haben laut Betriebsratsvorsitzender Martina Reinki zurückhaltend auf die Vorstellung des medizinischen Konzepts reagiert. Nach den wechselhaften vergangenen Monaten seien sie skeptisch, wobei Reinki zugibt, dass das Konzept zunächst einmal positiv klinge. Sie hofft, dass der Betriebsrat zeitnah und eng in die weitere Personalplanung einbezogen wird. „Man darf nicht nur über Transparenz und vertrauensvolle Zusammenarbeit reden, sondern muss sie auch leben“, sagt Reinki. Gerade wenn Veränderungen wie derzeit Schlag auf Schlag gehen, sei es wichtig, die Entscheidungen den Mitarbeitern nicht überzustülpen. (mcj)

 pdf Bericht aus der Hersfelder-Zeitung vom 05.04.2016

Hier gelangen sie zum Video -  HKZ & Klinikum stellen Medizinkonzept vor