Schmerzen und Brennen in der Brust unterschätzt
Mathias Funk aus Melsungen ist 51 Jahre alt, verheiratet, Vater zweier erwachsener Töchter – und als beratender Architekt eines großen Baustoffherstellers deutschlandweit in der Beratung und Fortbildung tätig. Entsprechend viel Zeit widmet er seinen Projekten, verbringt viele Stunden im Job und nimmt die Zuhörer in Vorträgen mit. Das ändert sich Ende April 2023: Beim Workout an einem Samstagmorgen erleidet er einen Herzinfarkt. Den Hausarzt sucht er jedoch erst am darauffolgenden Mittwoch auf und ist wenige Stunden danach auf dem Herzkathetertisch im Herz-Kreislauf-Zentrum in Rotenburg an der Fulda.
Es ist zunächst ein gewöhnlicher Samstagmorgen, an dem Mathias Funk am Crosstrainer plötzlich einen stechenden Schmerz und ein Brennen in der Brust spürt. Da das Gefühl jedoch bereits nach wenigen Minuten wieder weggeht, schiebt der 51-Jährige es auf die körperliche Belastung und geht seinem weiteren Tagesprogramm nach. „Ich war dann noch länger mit dem Hund draußen und sogar in der Sauna“, erinnert er sich. Montags merkt er zum ersten Mal, dass mit ihm weiterhin etwas nicht stimmt: „Ich war wirklich unnormal kurzatmig und habe abends bei der Runde mit dem Hund gemerkt, dass ich nicht mal den gewohnten Berg richtig hochlaufen konnte.“ Die Probleme auf eine leichte Erkältung schiebend geht er weiterhin seinen Aufgaben nach und spricht am Dienstagvormittag auf einem Architektenseminar über sein Projekt. Er erinnert sich: „Und da habe ich dann ganz klar gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Mir ging es überhaupt nicht gut und ich hatte Schmerzen in der Brust, die bis in den Arm gezogen haben. Ich habe dann zwischendurch meinen Hausarzt angerufen und direkt einen Termin für den nächsten Morgen vereinbart. Das Seminar habe ich jedoch noch durchgezogen.“
Sein Hausarzt führt unmittelbar ein EKG durch, sieht die Auffälligkeiten und alarmiert den Rettungsdienst. Nur wenige Minuten vergehen und Mathias Funk befindet sich auf dem Herzkathetertisch am HKZ in Rotenburg. „Bei uns wurden in der sogenannten CPU, der Einheit für Schmerzen in der Brust, direkt alle notwendigen Untersuchungen durchgeführt und ein etwa 90%-iger Verschluss der Vorderwandarterie festgestellt. Das ist eine absolut lebensbedrohliche Situation“, so Ralf Mootz, Leitender Oberarzt der Kardiologie. In den Moment, wo auch Mathias Funk das Bild seiner verschlossenen Arterie sieht, weiß auch er, dass die Situation ernst ist: „Ich hatte immer schon mit hohem Cholesterin und hohem Blutdruck zu kämpfen. Deshalb habe ich mich mit dem Thema schon beschäftigt und konnte mit dem Bild auch direkt etwas anfangen.“
Zertifizierte Chest-Pain-Unit am HKZ
Die CPU, Chest-Pain-Unit, ist die erste Anlaufstelle für Patienten mit Schmerzen in der Brust, für die ein kardiologischer Notfall verantwortlich sein kann. Hier kommen die Diagnosemittel und das Fachpersonal zusammen, die gemeinsam binnen wenigen Minuten ermitteln, woher die Schmerzen in der Brust des Patienten stammen. „Das können manchmal auch orthopädische Beschwerden oder auch eine Lungenentzündung sein“, so Ralf Mootz, „In einigen Fällen handelt es sich jedoch um ernste Erkrankungen wie Infarkte, Herzmuskelentzündungen oder eine Lungenembolie. In diesem Fall ist schnelle Hilfe notwendig.“ Diese schnelle Hilfe, so erklärt Ralf Mootz, ist vor allem durch die Zeit beim Patienten zu Hause limitiert: „Die Rettungswege sind in Deutschland wirklich hervorragend ausgebaut, sodass der Rettungswagen sogleich ein Sonderzeichen dafür erhält, wenn es sich beispielsweise um einen Herzinfarkt handeln kann. Dann sind die Sanitäter wirklich sehr schnell vor Ort und genauso schnell hier bei uns in der CPU. Die kritische Zeit ist immer noch die, in der der Patient zu Hause überlegt, ob es wirklich so schlimm ist oder nicht gleich wieder geht.“ Die CPU des HKZ ist für ihre Leistungen zum 3. Mal durch die deutsche Gesellschaft für Kardiologie re-zertifiziert worden. Dazu gehören die gut ausgebauten Strukturen im Haus, die vorhandenen technischen Mittel und ganz besonders, so ergänzt Mootz, das geschulte Fachpersonal, das an 365 Tagen im Jahr diese Leistung anbietet, entsprechend den Anforderungen eines Herzzentrums: „Wir gelten damit als sogenanntes Zentrum“. Deutschlandweit können sich rund 350 Einrichtungen mit dieser Auszeichnung rühmen.
Nur wenige Minuten später befindet Mathias Funk sich bereits im OP, wo die Engstelle geöffnet wird. „Ohne Frage wäre es besser gewesen, wenn Herr Funk bereits am Samstagmorgen den Notruf gewählt hätte. Er hatte sehr großes Glück, dass die Tage zwischen Samstag und Mittwochmorgen so gut ausgegangen sind“, so Mootz. Auch die Tage nach dem Eingriff verlaufen positiv, sodass Mathias Funk schon am Freitag das HKZ wieder verlassen kann. „Das ist jetzt in diesem Fall schon eine sehr kurze Zeit. Aber Herrn Funk geht es gut und die Werte erlauben eine Entlassung vor dem Wochenende“, so der behandelnde Arzt. Außerdem könne er sich hier sicherlich besser vom Stress der vergangenen Tage erholen und auch gedanklich verarbeiten, was passiert sei. „Die kritische Zeit sind die ersten 24h nach dem Eingriff, da es aufgrund der plötzlich geöffneten Engstelle zu Rhythmusstörungen kommen kann“, ergänzt Mootz, weshalb der Patient in dieser Zeit streng überwacht werde.
Aus privaten Gründen entscheidet Mathias Funk sich gegen die empfohlene Reha, ebenfalls am HKZ, und nimmt sich in einem längeren Urlaub Zeit für sich und seine Familie: „Durch die schnelle Hilfe im HKZ bin ich tatsächlich schon wieder nahezu voll leistungsfähig und fühle mich fit und belastbar.“