Seelsorge und Therapie
Das Klinikum Bad Hersfeld war Ziel eines ungewöhnlichen Besuchs. Der Bischof der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, kam mit einer Delegation, um sich über die Arbeit der Klinikseelsorge und über die Abteilungen der Psychiatrie und der Geriatrie zu informieren.
„Ich visitiere einen wichtigen Teil des Klinikums“, stellte er fest. Als Mitglied des Deutschen Ethikrates interessiere ihn die Frage: „Wie gehen wir mit Menschen um, die wir vor den Folgen ihres Handelns und vor sich selbst schützen müssen?“ Seit einiger Zeit hätte er verstärkt sein Augenmerk auf die Sonderseelsorge
und damit auch auf die Klinikseelsorge im Verbund der jeweiligen Träger gerichtet. Einen Tag zuvor hatte Bischof Hein zum Beispiel das katholische St. Vinzenz-Krankenhaus in Hanau besucht. Das Programm im Klinikum begann mit einer Andacht in der hauseigenen Kapelle. Wilfried Imhof, der Verwaltungsdirektor der Klinik, gestand, dass er so noch nie einen Arbeitstag begonnen habe. „Es war eine angenehme Erfahrung“, fand er.
Im Besprechungsraum stellte Imhof dann den Gästen die Geschichte und die heutige Situation des unter kommunaler Trägerschaft stehenden Krankenhauses vor. Zur Delegation des Bischofs gehörten die Pröpstin des Sprengels Hersfeld Sabine Kropf-Brandau, der stellvertretende Dekan Dr. Thorsten Waap sowie die Leiterin des Referats Sonderseelsorge der Landeskirche, Nicola Haupt.
Als Gesprächspartner des Klinikums standen unter anderem Chefarzt Professor Gerald Schiller (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie), Chefarzt Professor Markus Horn (Geriatrie), Pflegedirektor Markus Ries sowie mehrere Vertreter des Pflegepersonals, der Physio- und der Ergotherapie sowie der Klinikseelsorge zur Verfügung. Seelsorgerin Elvira Ohlwein-Dräger stellte exemplarisch die Geschichte einer älteren Patientin aus der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie vor. Sie hätte zu den Menschen gehört, die eine spirituelle Begleitung brauchten, um wieder „Ja“ zum Leben zu sagen.
Beeindruckt hörten die Gäste zu, wie langsam Schritt für Schritt geholfen wurde und die Patientin sich nach persönlichen Schicksalsschlägen nicht mehr von Gott gestraft fühlte. Am Ende konnte ihr die Beichte abgenommen und das Abendmahl mit ihr gefeiert werden. Ohlwein-Dräger bekam von ihr eine selbst gebastelte Lampe geschenkt: „Sie haben wieder Licht in mein Leben gebracht.“ Dr. Martin Hein lobte die hohe Wertschätzung der Seelsorge in dem Klinikum. Prof. Dr. Schiller unterstrich dies mit einem Studienergebnis: „Jeder zweite Patient mit einer Depression zum Beispiel wünscht sich Gespräche mit der Klinikseelsorge.“
Hier finden Sie den Bericht aus der Hersfelder-Zeitung vom 23.04.2018