Tag der seelischen Gesundheit
11.10.23 - "Jeder von uns ist irgendwie mit psychischen Erkrankungen betroffen", sagt Kai Marschner vom Hilfeverein "Die Brücke". Ob selbst an einer psychischen Erkrankung leidend oder im Familien- oder Freundeskreis - jeder ist laut Marschner bereits damit in Berührung gekommen. Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg sind es statistisch pro Jahr 30.000 Menschen, die an einer psychischen Beeinträchtigung leiden. Grund genug für Marschner und andere Akteure, einen "Tag der seelischen Gesundheit" ins Leben zu rufen. Die erste Veranstaltung dieser Art fand am Dienstagnachmittag im Buchcafé Bad Hersfeld statt.
"Es ist wichtig, die Problematik aus dem Schattendasein herauszuholen. Wir möchten ein Forum und eine Plattform für alle Menschen bieten", so Marschner. Psychische Störungen seien ein gesellschaftliches Phänomen, das "unter dem Radar läuft". Es brauche solche Veranstaltungen, um den Menschen Hilfemöglichkeiten aufzuzeigen, die entweder selbst betroffen oder durch Angehörige oder Freunde mit dem Thema in Kontakt gekommen sind. "Psychische Erkrankungen sind mit Ängsten oder Vorurteilen besetzt", so Marschner.
"Es gibt eine Hemmschwelle"
"Ich weiß, dass es auch eine Hemmschwelle gibt, sich bei einer solchen Veranstaltung zu zeigen und damit sich sozusagen zu offenbaren", so Marschner im Gespräch mit O|N. Er lobte den heimischen Bundestagsabgeordneten Michael Roth, der im vergangenen Jahr sehr offen mit seiner psychischen Erkrankung umgegangen sei. "Michael Roth wollte uns eigentlich ein persönliches Grußwort zukommen lassen. Aber die Lage auf der Welt ließ ihn leider nicht dazu kommen", sagte Marschner bei der Begrüßung der Besucher.
Die Schirmherrschaft der ersten Veranstaltung dieser Art in Bad Hersfeld hatten der Erste Kreisbeigeordnete Dirk Noll und Bad Hersfelds Bürgermeisterin Anke Hofmann übernommen. "Psychische Erkrankungen nehmen in unserer Gesellschaft zu und inzwischen eine besondere Rolle ein", so Hofmann. Die Pandemie, der Krieg in der Ukraine oder andere äußere Faktoren hätten die Entstehung psychischer Probleme begünstigt. "Es ist notwendig, dieser Entwicklung entgegenzuwirken", so Hofmann. Diese Art der Erkrankung müsse entstigmatisiert werden. Sie dankte allen, die sich in Stadt und Kreis für psychisch Erkrankte einsetzen.
"Es ist in Ordnung, um Hilfe zu bitten"
Ähnlich äußerte sich auch der Erste Kreisbeigeordnete: "Lassen Sie uns gemeinsam das Ruder in die Hand nehmen", rief er dem Publikum zu. "Es ist in Ordnung, um Hilfe zu bitten. Und heute haben Sie die Gelegenheit, sich aktiv zu beteiligen und zu vernetzen. Mehr Akzeptanz führt letztendlich auch zu mehr Unterstützung und zu mehr Heilung", so Dirk Noll.
13 Vereine, Institutionen und Organisationen aus dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg hatten sich im Buchcafé eingefunden, um ihre Angebote für psychisch erkrankte Menschen oder auch Angehörige und Freunde zu präsentieren. Außerdem gab es noch zwei Vorträge: Andrea Budde, Ärztliche Direktorin der Hainberg-Klinik, sprach über das Thema "Resilienz". Sie zeigte Wege und Möglichkeiten auf, durch Krisen zu kommen. Dr. Heike Hinz, Chefärztin der Median-Klinik Richelsdorf, lag das Thema "Burnout" am Herzen, über das sie die interessierten Zuhörer informierte.
Mit Musik von der Manuel-Schmidtlein-Combo ging die Veranstaltung gegen 16.30 Uhr zu Ende. "Wir hatten in der Spitze rund 150 Besucher. Damit hätten wir nicht gerechnet", so Marschner gegenüber O|N. (Christopher Göbel) +++
Den Bericht in Osthessen-News vom 11.10.2023 finden Sie hier