Vorsicht bei Mittelohrentzündung
Ein chronisches Leiden führt bei Marie Louise Michael zu einem Cholesteatom
Immer wieder hat Marie Louise Michael als Kleinkind eine Mittelohrentzündung. Erst als Jugendliche wird die Situation besser. Mit Anfang 30 kommt es nun erneut plötzlich zu Schmerzen und einem Hörverlust. Die Diagnose: In ihrem Ohr hat sich ein sogenanntes Cholesteatom gebildet, eine spezielle Form der chronischen Mittelohrentzündung in Form einer Wucherung, die potenziell lebensbedrohlich ist. Von ihrer Heimat aus, dem norddeutschen Wismar, recherchiert sie nach Experten und landet in der HNO-Abteilung von Prof. Dr. Peter Issing im hessischen Bad Hersfeld.
Die Erstversorgung hat ihre regionale und seit Jahren betreuende Fachärztin für HNO-Heilkunde übernommen: „Meine Ärztin hat sofort deutlich gemacht, dass ich operiert werden muss und dass es auch sinnvoll ist, sich hier nach einem Experten umzusehen.“ Gesagt, getan – so führten ihre Recherchen die 32-Jährige unter anderem zu Prof. Dr. Issing aus Bad Hersfeld, den auch ihre HNO-Ärztin bereits aus Fachvorträgen von Weiterbildungen und Seminaren kannte. „Mir war es wichtig, dass ich von einem Arzt operiert werde, der eine gewisse Routine in dem Eingriff hat und für den ich keinen Sonderfall oder besonders komplizierten Patienten darstelle“, so Michael, die ergänzt, „Dass ich dafür die rund 500 km lange Strecke auf mich nehmen musste, war kein Problem.“ Hinzu kommt, dass Michael als Physiotherapeutin arbeitet und plant, sich im kommenden Jahr selbstständig zu machen. „Ich konnte diese körperlich und auch seelisch belastende Situation nicht lange hinnehmen, da sie mich privat und vor allem auch beruflich eingeschränkt hat“, ergänzt sie. |
Dass das Team rund um Prof. Issing sich schon einen Tag nach ihrer ersten Kontaktmail zurückgemeldet hat, war für die Mecklenburgerin eine freudige Überraschung: „Die Chemie hat für mich von Anfang an gestimmt. Nach dem ersten Kontakt und der Empfehlung auch meiner eigenen Fachärztin habe ich direkt einen Termin zur Untersuchung in Bad Hersfeld vereinbart.“ Zu diesem Termin begrüßte sie Prof. Issing persönlich und bestätigte die Diagnose seiner Fachkollegin im Norden.
Die Operation selbst vereinbaren die beiden für den 28.12. – direkt nach Weihnachten. „Ich habe mich gemeinsam mit meiner Freundin und meinem Hund in einer Ferienwohnung in der Nähe von Bad Hersfeld eingemietet, wo wir den 2. Weihnachtsfeiertag und auch Silvester verbracht haben“, erinnert sich Michael.
Prof. Issing, der auf über 10.000 Ohroperationen zurückblickt und rund 40 Cholestatome im Jahr operiert, weist in seinen Fachvorträgen auf die Gefährlichkeit dieses Krankheitsbildes hin, das sich oft schon im Kindesalter anbahnt. Typisch ist ein übelriechender Ohrfluss mit Hörminderung, wobei die Hörfähigkeit auch am Anfang gänzlich fehlen kann: „Im Prinzip wächst Haut des Gehörgangs ins Mittelohr ein und verursacht dort eine knochenzerstörende Entzündung. Das ist einer der schlechtesten Ausgänge häufiger Mittelohrentzündungen und muss operativ entfernt werden.“ Ähnlich wie auch bei Marie Louise Michael kann es Jahre dauern, bis das Cholesteatom soweit angewachsen ist, dass die genannten Probleme auftreten. In den meisten Fällen, so ergänzt Issing, stellt sich erneut ein anhaltender Entzündungszustand ein, bei dem Eiter aus dem Ohr austreten und es unter Umständen zu Fieber kommen kann. Im Fall von Frau Michael handelt es sich um ein sogenanntes sekundäres Cholesteatom, das aufgrund einer Verletzung bzw. eines Lochs im Trommelfell entstanden ist. Hier könnte ein Erlebnis während dem Urlaub der Auslöser gewesen sein, dazu Michael: „Ich war in einem Whirlpool und habe Wasser in mein Ohr bekommen, danach hatte ich sehr schnell Schmerzen und es kam zu einer Entzündung.“ |
Im Rahmen der Operation öffnet Prof. Issing, der den Eingriff selbst durchgeführt hat, zunächst das Mittelohr nach einem etwa 1,5 cm langen Schnitt vor der Ohrmuschel, um an das Cholesteatom zu gelangen. Nach dessen Entfernung gilt es, den betroffenen Bereich unter Umständen zu rekonstruieren: „Das zum großen Teil zerstörte Trommelfell wurde mit patienteneigenem Knorpel und Knorpelhaut wieder aufgebaut. Die Gehörknöchelchen konnten erfreulicherweise vom Cholesteatom befreit und erhalten werden.“
„Auf der Station und beim Pflegeteam habe ich mich rundum wohl gefühlt, das war ein super Start in den Heilungsprozess“, so Marie Louise Michael, die noch ein paar Tage im Krankenhaus und später in ihrer Ferienwohnung in der Nähe verbleibt. Sollte noch etwas sein, so die Physiotherapeutin, wäre das Team der HNO-Abteilung schließlich in der Nähe. Dem ist jedoch nicht so: Bis auf leichte Schmerzen unmittelbar nach der Operation verläuft der Heilungsprozess positiv. Auch zu Schwindel, der nach einer Operation am Ohr häufig zu erwarten ist, kommt es nicht. „Prof. Issing hatte mir im Erstgespräch schon einen Großteil meiner Angst genommen. Letztendlich ist alles aber noch reibungsloser verlaufen, als ich es erwartet hatte. Die Fahrt nach Bad Hersfeld und zu diesem wunderbaren Team würde ich jederzeit wieder auf mich nehmen und ausnahmslos jedem mit einem ähnlichen Problem empfehlen.“ Die weitere Versorgung, beispielsweise das Entfernen einer Tamponade und Fäden, übernimmt ihre Fachärztin vor Ort. Wichtig ist auch die weitere Kontrolle, da ein Cholesteatom wieder auftreten kann. |