Vorsicht vor UV-Strahlen
Sonnenschutz für die Augen:
Schäden an der Netzhaut vermeiden – Kinderaugen besonders empfindlich
Ob im Pilotenstil, schlicht oder bunt, mit verspiegelten oder schwarzen Gläsern – Sonnenbrillen dienen oft als modisches Accessoire. Sie sind aber viel mehr als das. Denn genau wie die Haut sollten auch die Augen vor zu viel Sonnenlicht geschützt werden. Warum, weiß Dr. med. Katarzyna Maria Bahner, Fachärztin für Augenheilkunde im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Hersfeld-Rotenburg.
Warum ist es wichtig, die Augen bei Sonnenschein zu schützen?
Zu viel Sonnenlicht greift nicht nur die Haut an, sondern auch die Augen. Der direkte Blick in die Sonne, wie zum Beispiel bei einer Sonnenfinsternis, kann die Netzhaut oft irreversibel schädigen. Spätfolgen durch grelles Sonnenlicht sind Schäden am vorderen und hinteren Augenabschnitt, erklärt Dr. Bahner. Der Körper reagiert zu seinem Schutz reflexartig auf starke Lichtquellen. Die Pupillen verengen sich, die Lider blinzeln und schützen so das Auge vor den gefährlichen Strahlen. Auf diese Art wird das Auge vor einem Teil der Strahlen geschützt. Die restlichen UV-Strahlen treffen dennoch auf Hornhaut und Netzhaut und können so das Sehvermögen langfristig beeinträchtigen. Besonders tief dringen die sogenannten UVB-Strahlen vor. Kinderaugen sind besonders empfindlich, warnt Dr. Bahner, weil deren Linse noch sehr klar ist und deshalb nicht so viel Eigenschutz bietet. An die Sonnenbrille sollte man übrigens natürlich nicht nur im Sommer denken: Gerade Schnee reflektiert die UV-Strahlung stark.
Worauf sollte man beim Kauf seiner Sonnenbrille achten?
Eine gute Sonnenbrille muss nicht unbedingt besonders teuer sein. Aber nur Sonnenbrillen mit qualitativ hochwertigen Gläsern, die gefährliche UV-Strahlen vollständig schlucken, schützen das Auge effektiv. Beim Kauf ist deshalb auf zwei Dinge beziehungsweise Zeichen zu achten: Qualitätsmerkmale sind das UV-400-Zeichen und das CE-Zeichen. Die Tönung der Brillengläser allein sagt nichts über den UV-Schutz aus. So sind zum Beispiel auch stark getönte dunkle Brillen ohne ausreichenden UV-Schutz für Blaulicht und den Ultraviolettlicht-Wellenlängenbereich gefährlich, da es zu einer spontanen Erweiterung der Pupille komme und so noch mehr schädliches Licht auf den vorderen und hinteren Augenabschnitt falle. Wer unsicher ist, sollte sich einfach beim Optiker beraten lassen.
Worauf ist bei Brillen für Kinder achten?
Auch für Kinder sind Sonnenbrillen kein Spielzeug, sondern ein wichtiger Schutz, da ihre Augen sich erst noch entwickeln und besonders empfindlich sind. Eben deshalb sollten Sonnenbrillen allerdings auch nicht zu oft getragen werden, beziehungsweise wirklich nur bei starkem Sonnenlicht. Sonst gewöhnen sich die jungen Augen zu sehr daran. Am problematischsten ist laut Dr. Bahner der direkte Einfall von Sonnenstrahlen auf die Linse. Vor allem am späten Nachmittag sollten Eltern daher besonders vorsichtig sein und die Kinder wenn möglich nur mit Sonnenbrille spielen lassen beziehungsweise sie zumindest nicht ohne eine geeignete Kopfbedeckung aus dem Haus lassen. Durch die schon tiefer stehende Sonne scheinen die noch sehr intensiven Strahlen direkt auf das Auge. Der direkte Blick in die Sonne ist zudem besonders gefährlich. Die Gläser sollten eine gewisse Größe haben und die Bügel nicht zu schmal sein, damit die Augen ausreichend geschützt werden, rät die Ärztin.
Was müssen Kontaktlinsenträger beachten?
Viele Kontaktlinsen haben bereits einen integrierten UV-Filter. Da diese aber nicht das ganze Auge bedecken, darf eine zusätzliche Sonnenbrille nicht fehlen. Auch Kontaktlinsenträgern wird deshalb empfohlen, zum Schutz der Augen eine Sonnenbrille mit ausreichendem UV-Schutz zu tragen.
Welche akuten Folgen können Sonnenschäden haben?
Zu unterscheiden sind Sofortschäden und chronische Folgeerkrankungen des Auges. Zu den akuten Erkrankungen zählen Entzündungen der Hornhaut (Photokeratitis) und Bindehaut (Konjunktivitis), die sich als sogenannte Schneeblindheit äußert. Die Photokeratitis wird von UV-BStrahlung verursacht, die quasi zu einem Sonnenbrand der Horn- und Bindehaut mit schmerzhaften, kleinen Epithelverletzungen, einer Lockerung des Epithels der Hornhaut und dem Absterben von Epithelzellen führt. Freiliegende Nervenendigungen lösen extreme Schmerzen aus. Wer unter schmerzenden, tränenden oder roten Augen und eingeschränkter Sehfähigkeit leidet, sollte den Arzt aufsuchen.
Welche Folgeschäden sind bekannt?
Zu den Spätfolgen zählen laut Dr. Bahner gravierende Schäden vor allem der hinteren Augenabschnitte, wie ein frühzeitiges Auftreten der altersbedingten Makuladegeneration mit progressivem Sehverlust und zentralen Gesichtsfeldausfällen. Zudem kann es durch UV-Strahlen zu Tumoren am Augenlid wie Basaliomen, Plattenepithelkarzinomen und Veränderungen an der Hornhaut kommen. Als weitere Spätfolge könne eine Eintrübung der Linse auftreten, was die Entstehung der Volkskrankheit „Grauer Star“ beschleunige.
Zur Person
DR. MED. KATARZYNAMARIA BAHNER ist Fachärztin für Augenheilkunde und kommt gebürtig aus Kreuzburg in Oberschlesien. Sie hat in Gießen studiert und ihre Facharztausbildung bei Dr. Werner Hütz im Klinikum Bad Hersfeld absolviert. Bahner ist seit Oktober 2014 am MVZ. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.