Wachsendes Problem bei multiresistenten Keimen

„Wir dürfen vor diesem wachsenden Problem nicht die Augen verschließen, das macht keinen Sinn, wir müssen uns der Herausforderung stellen“, das war die zentrale Aussage vom Geschäftsführer des Klinikums Bad Hersfeld, Martin Ködding zum Besuch von Prof. Dr. Reinier Mutters beim Pressegespräch „multiresistente Keime“.

Prof. Dr. Reinier Mutters ist Leiter der Krankenhaushygiene des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Philipps-Universität Marburg, einem bundesweit renommierten Experten zum Thema multiresistente Erreger. Wie das Klinikum Bad Hersfeld mit dieser Herausforderung umgeht und welche Maßnahmen bisher ergriffen wurden, darüber gab es kompetente Informationen für die anwesenden Medienvertreter. Bei dem Pressegespräch mit dabei waren auch der Ärztliche Direktor des Klinikums Prof. Dr. Markus Horn und die leitende Abteilungsärztin für Klinikhygiene Beate Erath.

Hintergrund

Multiresistente Erreger (MRE) stellen weltweit ein wachsendes Problem dar, vor allem in Krankenhäusern. Diese Erreger sind überall in unserer Bevölkerung verbreitet, etwa acht Prozent der Bevölkerung in Deutschland tragen einen solchen Keim in oder auf sich. Die logische Folge, wenn der Keim in der Bevölkerung vorhanden ist, wird er auch im Krankenhaus zu finden sein. Aus diesem Grund hat sich das Klinikum Bad Hersfeld dazu entschlossen, zusätzlich zu der seit Jahren routinemäßigen Testung auf den sogennanten MRSA nun auch Patienten mit einem hohen Risikoprofil auf MRGN auszuweiten.

Zum Schutz der Patienten ist das Wissen über eine Trägerschaft von hoher Bedeutung. Ziel dieser systematischen Suche ist es, Träger frühzeitig zu identifizieren, um weiterführende Maßnahmen einleiten zu können. Die Früherkennung stellt für das Klinikum ein wichtiges Instrument zur Vermeidung der Übertragung multiresistenter Erreger dar. Im Klinikum Bad Hersfeld sind seit Juni 2017 bis heute über 800 Patienten untersucht worden. Bei 12 Patienten wurde ein multiresistenter gram-negativer Keim (MRGN) nachgewiesen ein ganz normaler Darmkeim, den viel Menschen in sich tragen. Alle untersuchten Patienten waren nach Angaben von Beate Erath nur mit dem Keim besiedelt und nicht erkrankt, also kein Grund sich ernsthaft Sorgen zu machen.

Resistenzen entwickelt

Der MRGN Keim stammt ursprünglich aus Südosteuropa und Asien hat sich durch den Tourismus weltweit verbreitet.
„Es gebe nur noch sehr wenige wirksame Antibiotika Medikamente, weil der Keim zunehmend Resistenzmechanismen entwickelt. Das liege hauptsächlich auch an der zunehmenden Massentierhaltung, weil dort viele Antibiotika eingesetzt werden, so dass der Keim Resistenzen entwickelt hat. Insgesamt bekommen die Tiere in Deutschlands Mastbetrieben 1600 Tonnen Antibiotika jährlich verabreicht“, so Prof. Dr. Mutters.

Durch die natürlichen Ausscheidungen werden diese Antibiotika dann über die Kläranlagen in die Flüsse geleitet und bei der Tierhaltung mit der Gülle auf die Felder ausgebracht. Ein weiteres großes Problem mit unabsehbaren Folgen für die Gesundheit der Menschen. Beim sogenannten Keim-Screening werden beim Patienten bei Ankunft im Klinikum Abstriche im Rachen, der Nase und Analbereich genommen und weitere folgen ein paar Tage später. Bei 800 Patienten entstehen durch diese Abstriche zusätzliche Kosten in Höhe von etwa 3.000 Euro.

„Weltweit wird die zunehmende multiresistente Keimbelastung zum großen Problem, deswegen ist vorsorgendes Screening sehr wichtig, denn nur wer sucht der findet auch“, so die abschließenden Worte von Martin Ködding. (Gerhard Manns) +++

Hier finden Sie den Bericht in Osthessen-News vom 20.11.2017

Hier finden Sie den Bericht in der Hersfelder Zeitung vom 17.11.2017

Hier finden Sie den Bericht im Kreisanzeiger vom 17.11.2017