WIR geHÖREN ZU dir

Ihren beruflichen Alltag verbringt Jessica Schneider mit Menschen, die nicht gut oder teilweise gar nicht hören können. Seit fast drei Jahren ist die 25-Jährige Audiologin im Team von Prof. Dr. Peter Issing am Klinikum Hersfeld-Rotenburg. Gemeinsam mit einer Kollegin hilft sie rund 40 Patienten im Jahr dabei, wieder besser hören zu können. Zum Welttag des Hörens treffen wir sie und ihren Patienten Christophe Guerry bei einer Nachuntersuchung.

„Tatsächlich arbeiten wir erst seit kürzerer Zeit zusammen“, berichtet die gebürtige Kasslerin. Im Herbst 2019 erlitt der 62-jährige Franzose einen Hörsturz: „Ich habe von Kindesalter an Schwierigkeiten mit meinem rechten Ohr. Es haben sich verschiedene Entzündungen gebildet, sodass ich immer wieder operiert werden musste und auf Hörgeräte angewiesen bin. Dann kam plötzlich der Hörsturz hinzu, nach dem ich mit dem rechten Ohr gar nichts mehr hören konnte.“ Wenige Monate danach wurde er im Hersfelder Krankenhaus operiert und das sogenannte Cochlea Implantat eingesetzt. Dabei war auch Jessica Schneider anwesend, die noch während der Operation das Implantat überprüft und kurz danach die ersten Anpassungen und Hörtests macht. „Das war enttäuschend“, gibt Christophe Guerry zu, „ich hatte schlichtweg mehr erwartet.“ Dass jedoch ein gewisser Leidensdruck und auch Geduld notwendig sind, hatte ihm die Audiologin bereits vor dem Eingriff erklärt. „Je nachdem, wie lange die Taubheit besteht, kann es bis zu einem Jahr dauern, bis Patienten mit dem Cochlea Implantat gut hören können und Sprache verstehen“, so Schneider. So lange hat es bei ihrem Patienten aus Vellmar jedoch nicht gedauert: „Die Operation ist heute einige Monate her und ich kann meine Mitmenschen wieder verstehen. Ich übe jeden Tag mit verschiedenen Apps, damit das Verständnis immer besser wird. Das ist ein richtiges Stück Lebensqualität.“

Dass Christophe Guerry ein motivierter Patient für ein Cochlea Implantat ist, war Prof. Dr. Peter Issing, Chefarzt der HNO-Klinik, bereits nach wenigen Minuten bewusst. Issing, der in Hannover die komplexe Methodik des Cochlea Implantats insgesamt erlernte, hat Hörimplantate zu seinem Schwerpunkt  gemacht: Neben über 10.000 Mittelohreingriffen hat der 61-Jährige bis heute rund 900 CI-Operationen durchgeführt, was auch im Vergleich mit anderen Kliniken eine respektable Anzahl darstellt. „Dank meines ehemaligen Chefs bin ich zu dieser Thematik gekommen und habe mich klinisch sowie wissenschaftlich auch international damit intensiv beschäftigt. Wichtig ist meines Erachtens nicht nur die möglichst komplikationslose Operation, sondern auch eine sorgfältige präoperative Diagnostik und das kompetente Hörtraining nach dem Eingriff. Aufgrund der Erfahrung ist wie bei Herrn Guerry meist schnell klar, ob Patienten dafür geeignet sind oder nicht“, so Issing.  Anders ging es Christophe Guerrys Facharzt, der ihm vom Cochlea Implantat abriet. Warum es hier bei einigen Kollegen immer wieder Vorbehalte gegenüber der Behandlung gibt, kann Issing sich nicht erklären: „Rund 30 Jahre nach der Einführung können wir auf einen großen Erfahrungsschatz im Bereich der Behandlung blicken, sodass das Cochlea Implantat nicht mehr als ‚Experiment‘ bezeichnet werden kann. Es ist vielmehr eine etablierte Methode, die vielen Menschen auch mit speziellen Problemen wie bei Herrn Guerry wieder zu einem annähernd natürlichen Hören verhelfen kann.“ Im Interview betont auch der Fachmediziner die mit dem Implantat gesteigerte Lebensqualität seiner Patienten und rät Betroffenen, sich unverbindlich beraten und untersuchen zu lassen.

Vor, während und auch nach der OP hat Marcel Hörr mit seinem Team den gemeinsamen Patienten Christophe Guerry begleitet. Der 41-Jährige ist Abteilungsleiter der HNO-Abteilung am Klinikum und OP-Pflegekraft im HNO-OP. „Wir unterstützen den operierenden Arzt, in diesem Fall Prof. Issing, während der OP. Heißt, dass wir die Operation, den Saal und auch den Patienten vorbereiten“, so der Haunetaler. Nicht selten begleitet er oder eine Pflegekraft aus seinem Team die Patienten von ihrer ersten Vorstellung in der ambulanten Sprechstunde bis hin zur Nachsorge nach dem stationären Aufenthalt. Auf diese Weise haben seine Kollegen und er bis heute an weit über 100 Implantationen mitgewirkt und ihr Wissen stets erweitert: „Prof. Issing ist es zu verdanken, dass ein jeder von uns weit über sein eigentliches Berufsfeld hinaus weiß und täglich dazulernt. So können wir die Handgriffe der operierenden Ärzte vorahnen und mögliche Herausforderungen früh erkennen“, lobt Hörr das gesamte Team. Für Christophe Guerry, der Issing eigentlich nur für eine zweite Meinung aufsuchte, ein echter Glücksgriff: “Seit der ersten Vorstellung in der Ambulanz fühle ich mich hier in Hersfeld in guten Händen. Ich kenne alle Beteiligten mittlerweile sehr gut und fahre gerne zur regelmäßigen Anpassungen hierher. In der Zwischenzeit trainiere ich mein Ohr und freue mich, wenn Jessica Schneider wieder einen Fortschritt bei mir festgestellt hat.”

Die dazugehörige Initiative finden Sie hier: https://welttag-des-hoerens.de/
Das Motto des Tages lautet „WIR geHÖREN ZU dir!“