Wir verstehen das Virus nicht
Rotenburg – Weltweit – so die Erhebungen der OECD – leiden 39 Millionen Menschen an den Spätfolgen einer Coronainfektion. Genannt wird diese Erkrankung Post-Covid beziehungsweise Long-Covid-Syndrom (PLCS).
Um die inzwischen rund 100 Symptome haben Mediziner bei der Erkrankung aufgelistet, die für das Syndrom stehen können. Die häufigsten sind totale Erschöpfung, Atemnot, gestörte Regulation der Blutgefäße, Konzentrationsstörungen (auch englisch Brain fog - Gehirnnebel genannt), Schmerzen in Muskeln und Gelenken und ein dauerhaft auf Hochtouren arbeitendes Immunsystem und das alles über Monate und inzwischen in nicht wenigen Fällen seit Jahren.
Viele der Betroffenen haben eine Odyssee des Leidens durch: Hausärzte, Spezialisten, Kliniken, Reha. „Oft werden sie irgendwann als Psychos abgestempelt“, weiß Dr. Klaus Edel, der am Rotenburger Herz-Kreislaufzentrum eine der drei Ambulanzen in Hessen für Post/Long-Covid-Patienten führt. Viele Hausärzte würden von Long-Covid nichts hören wollen, in seiner Ambulanz klingeln die Telefone derweil heiß. Die nächsten freien Termine datiert er auf Ostern 2024.
Am vorigen Freitag hatte Edel Betroffene zu einem Round Table ans HKZ in Rotenburg eingeladen. Gekommen waren in das Auditorium des HKZ etwa 100 Menschen, die an Post/Long Covid erkrankt sind. Darunter auch die 27-jährige Alina Hehling aus Jestädt, die vor eineinhalb Jahren eine außergewöhnlich schwer verlaufende Coronainfektion hatte und seitdem krank und nicht mehr arbeitsfähig ist. Sie hat inzwischen im Werra-Meißner-Kreis eine Selbsthilfegruppe für Long-Covid-Betroffene gegründet.
Edels Botschaft an die Betroffenen ist klar und unmissverständlich: „Wir haben keine Waffen gegen Long-Covid“ sagt er und räumt zugleich offen ein, dass die Erkrankung weder von einer breiten Öffentlichkeit, aber auch von Ärzten nicht „vollständig verstanden“ werde – und das, obwohl das Virus selbst inzwischen relativ gut erforscht sei.
„Nach wie vor arbeiten wir mit Ausschlussdiagnosen“, erklärt der Arzt. „Je weniger man bei einem Patienten tatsächlich findet, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um PLCS handelt.“ Er weiß auch aus den Schilderungen seines inzwischen ziemlich großen Patientenstammes seiner Long-Covid-Ambulanz, dass weder Laborergebnisse noch Untersuchung mit diversen medizinischen Instrumenten zu einer Diagnose führen. „So kann PLCS nicht nachgewiesen werden.“ Zu den Ursachen von PLCS gibt es laut Edel unterdessen eine Reihe von Thesen. Dazu gehört, dass das Virus im menschlichen Gewebe möglicherweise nicht infektiöses Virusmaterial hinterlässt, das aber dafür sorgt, dass das Immunsystem ständig aktiviert ist und eine permanente Entzündungsreaktion produziert. Eine weitere These könnte ein Ungleichgewicht von Mikrobiomen und Viromen im Körper sein oder dass das Coronavirus frühere Infektionen wie Herpes etc. im Körper reaktiviert.
So deutlich wie Edels Botschaft, dass es bei der Behandlung der Krankheit weder Medikamente noch andere Waffen gibt, ist sein Appell an die Betroffenen, an Linderung und Verbesserung ihres Befindens mitzuwirken und offen für auch unkonventionelle und alternativmedizinische Behandlungsansätze zu sein. Denn, so erläutert Ralf Degenhardt vom klinischen Forschungsteam zu Post/Long-Covid am HKZ, die besten Ergebnisse habe man bei der Behandlung von Long-Covid-Patienten bisher mit Bioresonanztherapie erzielt.
Bemerkenswert, diese Worte ausgerechnet vonseiten der Wissenschaft und aus Reihen der Schulmedizin zu hören, denn immerhin wird das Verfahren der Alternativmedizin zugeordnet und von den Krankenkassen in Deutschland bisher nicht getragen.
Die Bioresonanztherapie arbeitet mit den elektromagnetischen Schwingungen im menschlichen Körper, über einen entsprechenden Apparat werden gestörte Schwingungen, wie sie bei Krankheiten auftreten, korrigiert.
„Da man bei der Vielzahl der Symptome bei Post/Long-Covid nicht alle behandeln kann, haben wir Bioresonanz als eine gute Methode entdeckt, die den Betroffenen Hilfe und Linderung bringt“, sagte Degenhardt in seinem Vortrag. „Bei beinahe allen Patienten, die wir so behandelt haben, trat eine deutliche Linderung ein. Wir können so gut helfen.“ Auf der Schmerzskala von eins bis zehn hätten sich fast alle Symptome auf mindestens eine Vier eingependelt.
Degenhardt, der gemeinsam mit Silke Sennhenn an PLCS forscht, verwies darauf, dass er auf keine Studienlage zurückgreifen kann. Um die 90 Patienten seien am HKZ mit Bioresonanz mindestens zweimal, in der Regel aber bis zu sechsmal, behandelt worden.
„Wir standen dem Thema Bioresonanz zunächst extrem skeptisch gegenüber“, sagt Edel, man habe sich dann aber entschieden, ein Bioresonanzgerät am HKZ anzuschaffen. „Wir haben uns rangearbeitet und haben damit Erfolge.“
Je weniger man bei einem Patienten tatsächlich findet, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um PLCS handelt.
Dr. med. Klaus Edel
Long-Covid-Ambulanz HKZ