Den Körper von innen reinigen
Den Körper innerhalb kurzer Zeit von innen reinigen und zu neuem Leben erwecken:
Genau dies verspricht eine Detox-Kur. Vor allem jetzt im Frühjahr stolpert man über etliche Produkte, die häufig als echte Wundermittel angepriesen werden. Doch was genau heißt eigentlich Detox? Und hat eine Kur wirklich so viel Nutzen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Detox - was ist das eigentlich?
Detox ist die Abkürzung für den englischen Begriff Detoxification, der sich mit Entgiftung übersetzen lässt. Eine Detox-Kur verspricht demnach, den Körper zu reinigen. Ungesunde Ernährung, Stress, Medikamente oder Umweltschadstoffe überfordern nach Meinung der Detox-Anhänger auf Dauer die natürlichen Entgiftungsmechanismen unseres Körpers und lagern sich als Schlacken in ihm ab. Während einer Detox-Kur sollen Entgiftungsorgane wie Darm, Nieren, Leber oder die Haut praktisch gereinigt und das natürliche Säure-Basen-Gleichgewicht wiederhergestellt werden.
Wie sieht eine Detox-Kur aus?
Vom wöchentlichen Entlastungstag über Wochenendpläne bis hin zu wochenlangen Kuren: Detox-Programme gibt es in vielen verschiedenen Varianten. Zahlreiche Tipps und Informationen findet man zum Beispiel ganz einfach im Internet. Neben Rezepten und „Anwendungen“ für zu Hause gibt es außerdem jede Menge Anbieter, die komplette Kuren oder einzelne Detox-Produkte verkaufen. Das Angebot reicht dabei von Nahrungsmitteln wie Säften, Suppen oder kompletten Menüs über Cremes, Shampoos oder Badezusätze bis hin zu Nahrungsergänzungsmitteln und Pflastern. Eines haben dabei alle Detox-Programme gemein: Sie folgen denselben Grundregeln.
Wie sehen diese Grundregeln aus?
Basis einer Detox-Kur ist das Vermeiden von sogenannten sauren bzw. säurebildenden sowie stark verarbeiteten Lebensmitteln. Gestrichen werden also beispielsweise Fleisch, Wurst, Milchprodukte, Weißmehl, Süßigkeiten, Kaffee, Alkohol oder gesüßte Getränke. Stattdessen wird primär auf Salat, Gemüse, Obst und Kartoffeln zurückgegriffen. Wichtig ist zudem, ausreichend zu trinken: Empfohlen werden hier vor allem Wasser und (Kräuter-)Tee. Zusätzlich zur Ernährung sind in den meisten Detox-Programmen außerdem Aspekte wie Bewegung, Wärmewickel, Bürstenmassagen oder basische Bäder integriert.
Klingt doch gut - und wo ist der Haken?
Für die Wirksamkeit einer Detox-Kur gibt es in der Schulmedizin keinerlei Beweise. „Was wir normal als Schlacken bezeichnen, sind beispielsweise Harnstoff oder Kreatinin und das wird von einer gesunden Niere ohnehin ausgeschieden“, erklärt Diplom-Oecotrophologin Irmtraud Weidenbach. „Laut Schulmedizin können wir eigentlich nicht übersäuern, da die Niere sehr viele Kapazitäten hat.“ Natürlich könne man die Niere, beispielsweise durch eine eiweißbetonte Ernährung, stark fordern oder sie durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr unterstützen, sagt die Fachfrau. Eine kurzzeitige Kur helfe aber nicht für die Zukunft: „Sie nützt für einen kurzen Moment, aber nicht langfristig. Entscheidender ist eine dauerhaft gesunde Ernährung.“
Warum schwören dann so viele Leute auf Detox?
Viele Menschen berichten davon, sich nach einer Detox-Kur besser und energiereicher zu fühlen – was angesichts der recht leichten, vitaminreichen Kost erst einmal wenig verwundern sollte. Auch Anwendungen wie Wärmewickel oder Bäder könnten subjektiv ihren Teil dazu beitragen: „Sagen wir es mal so: Es fühlt sich gut an und tut unserer Seele gut“, sagt Weidenbach und sieht den positiven Effekt vor allem im Aspekt der bewussten Stressreduktion.
Ich möchte es einfach mal ausprobieren: Wie starte ich am besten und darf eigentlich jeder eine Detox-Kur machen?
Nicht für jeden Menschen ist Detox geeignet, Dialyse-Patienten würde Weidenbach dringend von der stark alkalischen Ernährungsweise abraten. Ganz anders beispielsweise Menschen mit Lipödem-Diagnose: Sie könnten davon sogar profitieren. Für alle anderen gelte: Wer es gerne ausprobieren möchte, solle dies tun – wobei es generell mehr Sinn mache, Elemente einer Detox-Kur langfristig in den Alltag einzubauen. Öfter mal eine Tasse Tee, beispielsweise Brennnessel oder Kräuter, Hausmittel wie Ingwer oder Zitronenwasser, auch Smoothies, am besten frisch zubereitet: Gegen all dies sei überhaupt nichts einzuwenden, meint Weidenbach. Ein kurzzeitiger kompletter Verzicht auf säurebildende Lebensmittel sei dagegen wenig wirksam und somit nicht nötig.
Artikel aus der Hersfelder Zeitung vom 29.03.2017